Zweibrücken Enttäuscht, traurig und verbittert

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Peter Butz wirft dem Landesverein für Innere Mission vor, das Evangelische Krankenhaus unsensibel und ohne Rücksicht auf Betroffene abzuwickeln. Nach wie vor laufe die Kommunikation völlig schief, sagte Butz dem Evangelischen Pressedienst. Bei den Mitarbeitern der Klinik, die Ende September aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen wird, herrsche Enttäuschung, Traurigkeit und Verbitterung.

Als das Ende des Krankenhauses wegen finanzieller Schieflage absehbar war, habe Oberkirchenrat Manfred Sutter als Verwaltungsratsvorsitzender des Landesvereins einen Runden Tisch angekündigt, sagt Butz. Dort sollte informiert und über Perspektiven beraten werden. Außerdem sei den Mitarbeitern Begleitung versprochen worden. Geschehen sei jedoch nichts, kritisiert der Dekan, der wie Oberbürgermeister Kurt Pirmann der Mitgliederversammlung des Krankenhausträgers angehört. Es ist nicht das erste Mal, dass Butz Kritik übt. Bereits im April hatte er beim Thema Krankenhaus öffentlich Vorwürfe gegen den Landesverein, andere Kirchenleute, Politiker und auch gegen sich selbst erhoben (wir berichteten am 30. April). Als Beispiel für die technisch kalte Abwicklung nennt er den Fall eines Arztes, dem seine Belegbetten schriftlich gekündigt worden seien, ohne vorheriges Gespräch. Einem anderen Mitarbeiter sei geraten worden, zu einem bestimmten Termin zu kündigen. „Vier Tage später wurde der Sozialplan beschlossen, von dem der Mann profitiert hätte, wenn er nicht gekündigt hätte.“ Bis heute habe der Landesverein nicht öffentlich dargelegt, wie es zu dem Desaster gekommen sei. Der Vertrauensschaden für die Kirche sei immens. Die Mitarbeiter seien stolz gewesen, in einer kirchlichen Einrichtung zu arbeiten, und hätten gedacht, „bei der Kirche sind wir in guten Händen“. Jetzt fühlten sie sich getäuscht, weil der Landesverein zunächst eine tolle Jahresbilanz vorgelegt habe und ein halbes Jahr später alles den Bach hinunter gegangen sei. Die RHEINPFALZ bat den Landesverein (LVIM) um eine Stellungnahme. Man bedauere „außerordentlich“, dass man die Klinik schließen müsse. Die Mitgliederversammlung des Landesvereins habe „diese schwere Entscheidung aus Verantwortung für den gesamten LVIM mit weiteren 1400 Mitarbeitenden getroffen“, erklärte Sprecherin Susanne Liebold gestern. „Die Auswirkungen für die Mitarbeitenden sind uns bewusst.“ Man habe den Sozialplan „sehr zügig in Angriff genommen und ein in jeder Hinsicht einvernehmliches Ergebnis erzielt“. Der besagte Runde Tisch zur künftigen Nutzung des Hauses sei „weiterhin vorgesehen. Ein Verzicht ist weder erfolgt noch geplant“, so Liebold. Butz hatte zudem angemerkt, die Kirche sei stolz auf ihre diakonische Arbeit, wenn sie funktioniert. „Da können wir nicht so tun, als hätten wir nichts damit zu tun, wenn es schlecht läuft.“ Der Imageschaden sei in Zweibrücken besonders groß, weil hier die Kirche hohes Ansehen genieße, so Butz. Zweibrücken gehöre zu den Kernlanden der Reformation. „Hier wurde die Reformation zu Zeiten Luthers eingeführt.“ Das Ende des Evangelischen treffe die Stadt auch deshalb hart, weil allgemein eine schlechte Stimmung herrsche. Die Region gehöre zu den Verlierern des demografischen Wandels, viele Institutionen zögen sich zurück. So entstehe der Eindruck, alles werde immer schlechter. |epd/sbn

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