Zweibrücken Die Wochenend-Kolumne: Ich bin der Meinung, ...

Der Fraktionschef der AfD in Thüringen, Björn Höcke, hat mit seinem rechten Gedankengut am 18. Oktober bei Günther Jauchs Talkrunde in der ARD der Zweibrücker AfD den Rest gegeben. Ulrike Nimz kommentierte Höckes Auftritt tags darauf köstlich in der Süddeutschen Zeitung: „Wie ein Zauberkünstler auf einem Kreuzfahrtschiff zieht er die Deutschlandflagge aus den Hohlräumen seines Anzugs und hängt sie über die Lehne seines Talk-Sessels. Ganz wie Kreuzfahrt-Touristen ihr Badetuch über eine Sonnenliege werfen würden, um zu signalisieren: Hier beweg’ ich mich erst mal nicht mehr weg. Hier werd’ ich jetzt schön braun.“ Höckes „innere Bräune“, die er in der Flüchtlingsdebatte nach außen kehrte, war unerträglich. Aber es hatte in der Konsequenz für Zweibrücken auch was Gutes: Die AfD ist hier Geschichte. Der Kreisvorsitzende Manfred Weber und die mit ihm zuletzt im Kreisvorstand verbliebene Maria Goos-Hoefer sahen eine andere Alternative für Zweibrücken. Ihr Parteiaustritt – und damit das Ende der AfD in Zweibrücken – verdient Respekt. Sie wollten in der Stadtpolitik nicht mehr für eine Partei stehen, die zum Auffangbecken für Rechte geworden ist. Der Schritt war deshalb nur konsequent. Die AfD verschwindet damit aus dem Stadtrat. Weber und Goos-Hoefer wollen als Fraktionslose eine eigene Fraktion bilden, sich keiner anderen anschließen. Sie suchen dafür noch einen Namen. Das Wort Alternative darf darin aber nicht enthalten sein. Schließlich soll es ein Neuanfang sein und keine bösen Erinnerungen wecken. Wer sich in den vergangenen 20 Jahren von einer Fraktion im Zweibrücker Stadtrat losgesagt hatte und sein politisches Glück bei einer anderen suchte, schaffte es bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr in das städtische Parlament. Fünf Personen sind da noch in der Erinnerung. Alle kehrten einst der Freien Wählergruppe (FWG) den Rücken. Friedrich Mazur schloss sich unter Oberbürgermeister Hans Otto Streuber damals der SPD an, ebenso Jahre später Oliver Reitnauer. Auch die FDP profitierte einst von Unstimmigkeiten in der FWG, als Martin Krück und Hanne Stauch den Liberalen einen vierten und fünften Sitz im Stadtrat verschafften. Willi Brombacher blieb damals als bisher Einziger nach dem FWG-Abschied fraktionslos. Den Wiedereinzug in den Stadtrat schaffte keiner aus dem Quintett. Das wird vermutlich auch in der Nach-AfD-Ära so sein. Manfred Weber wollte schon immer in der Kommunalpolitik mitreden. Lange vergeblich. In den 90er Jahren kandidierte er mal auf der ÖDP-Liste für den Stadtrat, 2003 trat er gar als Oberbürgermeisterkandidat gegen Reichling, Heller und Franzen an, und mit seiner Wählergruppe Weber verpasste er bei der Kommunalwahl 2004 mit 2,5 Prozent der Stimmen den Einzug in den Stadtrat. Aber vor zwei Jahren nutzte er seine Chance, sprang auf den damals dahinbrausenden AfD-Zug auf, wurde im Handumdrehen Lokführer und verwirklichte seinen Traum von der Kommunalpolitik. Nach der richtigen Entscheidung, die AfD zu verlassen, ist er jetzt als Fraktionsloser wieder auf sich alleingestellt. Und es wird ihm ergehen wie den fünf Ex-FWGlern. Das unfreiwillige Ziel wird das Abstellgleis sein.

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