Zweibrücken „Des kamma beschdimmd nochmo fligge“

„Schdell dich mol grad hin, dass ich dich messe kann. Loss die Schuldere ned so hänge!“ In der elterlichen Küche gab es die Anweisungen. Der Auftrag an unseren Schneider Helmut Römer aus der Richard-Wagner-Straße war klar: „De Kleen“ sollte einen schönen, den ersten (!) Anzug zur bevorstehenden Konfirmation bekommen. Teuer sollte das Kleidungsstück für das feierliche Ereignis in der Notkirche, der Johann-Schwebel-Kirche, natürlich nicht sein, „gell, Herr Römer, dess wissese“. Und deshalb wurde ihm der Stoff auch zugeliefert: „Do hammer e alder Anzuuch vum Unkel Kaal, des Schdigg is noch wie nei!“ Der Schneider, der immer das in Arbeit bekam, was Mutter auf der alten Pfaff-Nähmaschine „vun de Oma“ nicht nähen konnte, wusste, dass überall in den Familien gespart wurde. Ihm war das alles auch vertraut. Bei den Schuhen war es nicht anders: „Hol mol e Nacheleise!“ Vater hatte die Absicht, Schuhe zu reparieren. Deswegen hatte es zuvor den Auftrag gegeben, nach der Schule „beim Brünisholz“ dazu „Eisjer“ zu holen, die an die Sohlenspitze kamen, damit die Kante nicht so schnell abgestoßen war. Die Sohle, die zuvor darauf genagelt wurde, war längst nicht so exakt geschnitten wie bei den Schuhmachern. Je nach „wies am Weg leid“, kamen die Schuhe hin und wieder zu Herrn Obst in die Wassergasse oder „zum Sebald“ in der Ixheimer Straße. Aus Anhänglichkeit stieg man manchmal auch die paar Stufen in die Werkstatt „zum Bäcker Gneisje“ hinab, am Beginn der Hohlstraße reparierte er Schuhe. Allzu häufig kam man nicht zu ihm, nur wenn man in den Amtswiesen bei der Verwandtschaft „Gun Dach“ sagen wollte. In Bubenhausen wurde auch das Fahrradgeschäft Hauck, „gehschd zu Trimpels Erika“, aufgesucht – aber nur, um Ersatzteile zu kaufen. „Dess kammer alles selwer mache, wammer ned ze dabbich is“, hieß es zu Hause mal wieder. Im väterlichen Werkzeugkasten lag „e Schbeecheschbanner“, ein Gerät zum sorgfältigen Anziehen der Radspeichen, damit „de Achder“ verschwand und nicht mehr am Rahmen anschlug. Dabei ging der Filius lieber zum Schulitz, der nach dem Krieg in der Ixheimer Straße startete, bevor das große Eckhaus an der Maxstraße, mit der tollen Spielwarenabteilung, in die Höhe wuchs. „E Kännche Fahrradeel“ wurde dort erworben, ausnahmsweise auch eine Kette. Es war für Neugierige auch spannend, zu sehen, was bei Adolf Schulitz alles an modernen Rädern gleich im Torbogen angeboten wurde. Eine Radioröhre auszutauschen, das traute sich der Familienvorstand, wie es damals noch hieß, durchaus zu. Drei Geschäfte, um eine Röhre zu kaufen, kamen in Frage: „de Metzjer Oddo, de Lösche Kurd, de eend vorne, de anner hinne in de Ixemer Schdroß un de Rupp in de Poschdschroß“, obwohl es damals noch eine Menge anderer Radiogeschäfte in der Stadt gab. Half das Röhrenwechseln aber nicht, dann wurde der Kasten auf dem Gepäckträger des Fahrrades („Bass awwer bloss uff, schunn kannsche wass erlewe!“) in eins der Fachgeschäfte gebracht. Auch bei den Uhren, meistens ging es zu Ludwig Wolf in die Ixheimer Straße, wurde auf die Reparatur in der heimischen Küche verzichtet. Beim „Lui“ wurde dann auch vom „Patt“ die Konfirmationsuhr gekauft, die noch in Familienbesitz ist. Eine Junghans. „Fünfesiebzich Mark haddse koschd“, flüsterte Vater bei der Übergabe.

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