Zweibrücken/Südwestpfalz Das waren sie, die Zweibrücker Motorradclubs

Die Zweibrücker Moto-Tramp’s und ihre Freunde um 1980 auf dem Sportplatz hinter der Schule in Ernstweiler.
Die Zweibrücker Moto-Tramp’s und ihre Freunde um 1980 auf dem Sportplatz hinter der Schule in Ernstweiler.

Bis in die Neunziger hat es in Zweibrücken eine lebendige Motorradclub-Szene gegeben. Deren Fahne halten heute noch die Headhunters hoch. Am Samstag gibt’s ein Wiedersehen.

Im November wird Östi 65. Inzwischen Rentner, wird er spätestens diesen Samstag wieder ganz jung, wenn er bei einem großen Bikertreffen die pulsierende Zweibrücker Motorradszene der 70er-, 80er- und 90er-Jahre noch mal aufleben lässt. Günter Österreicher, wie Östi mit vollem Namen heißt, ruft alle Zweibrücker „Old-School-Biker“ für den 14. Oktober in die Niederauerbacher Motorradkneipe Route 66. Dort sind bei Bier und Rockmusik jede Menge Benzingespräche und Erinnerungen an bewegte alte Zeiten angesagt – und nostalgisches Gedenken an verstorbene alte Bikerkumpels.

1974 war Günter Österreicher gerade mal 15 Jahre alt, als er eines Tages mit seinem Garelli-Mofa an den Birkhausen vorbeifuhr. „Da hatten massenweise Motorradfahrer links der Straße ein großes Lager aufgeschlagen. Da wir mir sofort klar: Da musst du hin.“ Zuhause schnappte sich der Junge Schlafsack und Zelt, und unter den skeptischen Blicken seiner Eltern düste Östi zum Motorradtreffen. Das hatte der Club Cavemen organisiert, den US-Soldaten 1968 in Zweibrücken gegründet hatten. Deren Fliegerstaffel wurde später auf die westpfälzische Airbase verlegt; seither tragen die Cavemen den Ortsnamen Ramstein auf ihren Kutten. Ihr Clubheim befindet sich heute in Schönenberg-Kübelberg.

„Östi“ Günter Österreicher 2023 mit seiner Suzuki V-Strom 1050 am Mangart, auf dem höchsten Gebirgspass der Slowakei.
»Östi« Günter Österreicher 2023 mit seiner Suzuki V-Strom 1050 am Mangart, auf dem höchsten Gebirgspass der Slowakei.

Doch wie war es dem 15-jährigen Günter ergangen, als er 1974 mit seiner kleinen Garelli beim großen Bikertreffen unter all den wilden Lederjackenträgern aufkreuzte? „Dieses Gefühl von Freiheit vergess’ ich nie. Als ich über das Brückchen zum Biker-Lager fuhr und gerade das Lied ,The Pusher’ von Steppenwolf lief. Das klingt mir heute noch in den Ohren. Einfach geil. Und keiner hat mich wegen meines Mofas ausgelacht. “

Headhunters werden bald 45

Unter Gleichgesinnten fühlte sich Östi bestens aufgenommen. Bald tauschte der Jugendliche das Mofa gegen ein Moped ein, und zusammen mit Kumpels und ihren Kreidlers, Hercules und Zündapps hob Österreicher 1975 die Soul of Angels aus der Taufe. „Das war einer der ersten Clubs in Zweibrücken überhaupt.“ Das selbstentworfene Logo – die Biker sprechen von Colour – mit stilechtem Sensemann-Motiv stickten sie sich eigenhändig auf ihre Kutten.

Party in den 80ern.
Party in den 80ern.

„In den folgenden Jahren gründeten sich in Zweibrücken immer mehr Bikerclubs“, erinnert Östi an Zusammenschlüsse wie die Dead Men, Eagles, Stunts, Stormbringer und Road Dragons – und nicht zuletzt die Headhunters, die es als letzte Mohikaner dieser Vereinigungen auch heute noch gibt. Österreicher selbst schloss sich einer Abspaltung von den Soul of Angels an, die sich 1977 als Moto-Tramp’s etablierte – übrigens nur echt mit Apostroph. „Und die Ghostmen, das war eine Gruppe von ganz jungen Mofafahrern. Die sind dann 1979 mit den Headhunters zusammengegangen, als diese sich gründeten. Übrigens werden die Headhunters nächstes Jahr auch schon 45.“

„Haben hier immer alle zusammengehalten“

Die Zweibrücker Bikerszene blühte. „Wir waren hier aber immer im besten Sinne Provinz – und das war auch gut so“, erzählt Östi von vielen Freundschaften, die über die Gruppen und Colours hinweg gepflegt wurden. Gemeinsam fuhren die Clubs zu Treffen aus. Von Kriminalität und Bandenkriegen, wie sie in großen Städten vorkamen, sei man in Zweibrücken verschont geblieben. „Wir haben hier immer alle zusammengehalten“, sagt er. Und erinnert an kühle Zeltnächte beim Wintertreffen der Motorradfreunde Rimschweiler unter einem abgestorbenen Stamm, den sie alle nur den „Zahnwehbaum“ nannten. Und an club-übergreifende Fußballturniere, Tauziehen, Armdrücken und an Spontan-Partys in Zweibrücken neben der Kaufhalle.

Einst ein beliebter abendlicher Treffpunkt: hinter der Kaufhalle, neben dem Schuhhaus Schneider.
Einst ein beliebter abendlicher Treffpunkt: hinter der Kaufhalle, neben dem Schuhhaus Schneider.

„Es wird höchste Zeit, dass wir mal wieder was zusammen machen“, ist sich Östi mit Manfred Behrend einig, dem Wirt der Route 66, der selbst ein altgedienter Headhunter ist. „In der Route gibt es alljährliche Harley- und Bike-Treffen. Dort haben wir auch den Stammtisch unserer privaten Biker-Gemeinschaft namens Saarpfalz-Stromer“, berichtet der 64-Jährige. „Das ist ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten, er hat keinen Club-Status.“

Jetzt hat Österreicher, der heute eine Reise-Enduro vom Typ Suzuki V-Strom 1050 fährt, zusammen mit den drei Headhunters Manni, Keck und Sven alles für das erste Treffen der Zweibrücker „Old-School-Biker“ angerichtet, das am 14. Oktober in der Route 66 über die Bühne gehen soll. „Wer kommt, sollte unbedingt seine alten Fotos und Erinnerungsstücke mitbringen. Dann können wir bis zum nächsten Mal eine Erinnerungsbroschüre zusammenstellen – mit Ehrung der verstorbenen Kumpels.“

Info

Old-School-Bikertreffen am Samstag, 14. Oktober, ab 16 Uhr in und um die Route 66 in Niederauerbach, Gewerbestraße 21. Ab 19 Uhr Livemusik mit Five Roxx (Hard-Blues und Southern Rock). Wer die Zweibrücker Bikerszene der 70er-, 80er- und 90er-Jahre mitgeprägt hat, sollte sich per Whatsapp unter 0177 3085108 oder E-Mail mb.routesixtysix@t-online.de anmelden.

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