Kolumne vom „Sepp vom Hallplatz“ „Bass mer nur jo uff die Rabattmärkscher uff“

„Subbehinggel“
»Subbehinggel«

Zweibrücker Haushalt ausgeglichen – 1955 gab’s einen „Waggon ungar. Suppen-Masthühner“ zu kaufen

„Wann mass ned schwarz uff weiß hedd un wanns ned in de RHEINPALZ abgedruckd wär, dann kennd ma menne, do wolld uns eener anlieje!“ Steht doch tatsächlich, mit der Ortsangabe „Zweibrücken“, neben Meldungen von Landstuhl und Ramstein, zu lesen: „Haushalt erstmals ausgeglichen“.

Doch das Datum der Zeitung sagt uns: „Alles längst vorbei!“ Es geht um die Ausgabe vom 15. Dezember 1955 und da wird berichtet, „dass es dem Zweibrücker Stadtrat erstmals nach dem Krieg gelungen ist, den Haushalt der Stadt in Einnahmen und Ausgaben auszugleichen“.

Beim Ausräumen eines Speichers hat Martin Schmidt die Zeitung zusammen mit vielen anderen in einer Kiste gefunden, vor allem mit Flugblättern und Wahlwerbung verschiedener Gruppen, wobei es um das Saarstatut ging. „Dess is doch de Joho!“ Den damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hofmann erkennt man sofort an seiner markanten Brille. So hat ihn ja Günter Bartz für den närrischen „Ball der Stadt Zweibrücken“ gezeichnet und das Motto „Saarabien“ gleich mit. „Geener aa zum Joho uff die Fasenacht?“, habe man damals häufig vor dem Tanzabend Freunde gefragt.

In der historischen Ausgabe ist vielfach von Spätheimkehrern aus der Kriegsgefangenschaft die Rede, auch von einer Paketaktion für Familien in der damaligen „Ostzone“. Neugierig fragt man sich: „Wass hannse dann domols grad im Kino geschbield?“ In unserem „Central“, natürlich in der Jugendvorstellung am Sonntag um halb eins: „Ein Reisser, den das Leben schrieb, spannend wie ein Wildwester – Schwert in der Wüste“. In der Spätvorstellung im „Kammerlicht“ (in die wir ja doch nicht durften!) gab es „Gefährliches Blut – mit Liebe zwischen Pulverdampf und Tod“, sagt die Zeitungsanzeige. Damals hingen ja noch gemalte Filmszenen-Tafeln über der Passage. An der Brünisholz-Backsteinfassade war die Werbung „fass Revolverkino“. Viele davon hatte „de Eifler aus de Wassergass“ gemalt, berichtete später Günther Bartz.

Heute kaum verständlich der Namenszug der Lebensmittelhandlung „Schreiber“, in der 1911 entworfenen Sütterlin-Schrift. So auch in den Anzeigen für die Vielzahl der Geschäfte, die es damals in der Fruchtmarktstraße, in der Hauptstraße, in der Poststraße, wo „de fleissich Pirmann Walder“ seinen Beruf startete. Die Schreiber- und Edelstolz-Läden waren in der ganzen Stadt zu finden. Natürlich fehlt im Inserat „Waggon ungar. Suppen-Masthühner“ (für 1,98 Mark!) nicht der Hinweis auf die drei Prozent Rabatt, die es in den Läden gab. Jeder, der damals als Kind zum Einkaufen geschickt wurde, wusste, dass er auf die „Rabattmärkscher“ zu achten hatte. Wenn das Kärtchen sorgsam vollgeklebt war, dann wurde – meist ohne Erfolg! – die Mutter gefragt, ob man das Geld nicht behalten darf.

Der Anzeigenteil der Zeitung ist – wie heute noch immer! – lesenswert, auch wenn die Themen damals oft andere waren: Bei den Stellenanzeigen wurde „ein tüchtiger Wurstmacher“ gesucht, „der an Sauberkeit gewöhnt ist“. Eine Zweibrücker Geschäftsfamilie suchte ein „ehrliches Mädchen“ nicht unter 18 Jahren, gute Bezahlung wurde zugesichert. Gleiches galt auch bei Bäckermeister Hermann Schmitt, der einen tüchtigen, jungen Bäcker einstellen wollte. Gleich daneben sucht ein „kanad. Ehepaar (Offizier)“ eine möblierte Wohnung – es fand gewiss bald eine Unterkunft. Denn es war „in“, an alliierte Soldaten zu vermieten. Bis heute unvergessen: „Domols hads noch fa de Dollar vier Demark gebb, dess war wass!“

x