Kreis Südwestpfalz Wasser macht mehr Druck als Luft

Der Vorsitzende des Ortsverschönerungsvereins Großbundenbach, Wolfgang Rapp, mit Kindern der Nabu-Jugend Pirmasens an der Obstpr
Der Vorsitzende des Ortsverschönerungsvereins Großbundenbach, Wolfgang Rapp, mit Kindern der Nabu-Jugend Pirmasens an der Obstpresse des Kelterhauses am Ortseingang.

Die Helfer des Ortsverschönerungsvereins Großbundenbach laufen gerade zum zweiten Mal in kurzer Zeit zu Höchstform auf. Vor Kurzem stemmten sie noch das Großbundenbacher Walnussfest. Jetzt wechseln sie sich im Kelterhaus am Ortseingang ab. Dort pressen sie Apfelsaft aus frischen Äpfeln. Unser Mitarbeiter Mario Moschel sprach mit dem Vorsitzenden des Ortsverschönerungsvereins, Wolfgang Rapp, über Äpfel, Nachhaltigkeit und pädagogischen Anspruch.

«Grossbundenbach.» Herr Rapp, Seit wann sind Sie Vorsitzender? Seit wann presst Ihr Verein Saft aus den Äpfeln? Beides seit zehn Jahren. War das Pressen Ihre Idee? Ja. Wir haben mit einer kleinen Pressanlage angefangen. Die habe ich mir hierher kommen lassen, und damit haben wir einmal im geringen Umfang in der Garage herumprobiert. Das war bei uns zuhause und in der Garage von Hubert und Birgit Schwarz. Das haben wir mehrere Jahre so gemacht. 2011 haben wir dann das Kelterhaus gekauft und umgebaut. Seitdem machen wir das im Kelterhaus. Der Verein hat vor einigen Jahren eine neue Presse mit moderner Pasteurisieranlage gekauft? Ja, wir haben schon mehrmals die Technik geändert und immer wieder modernisiert. Zuerst hatten wir eine hydraulische Presse. Dann haben wir die umgebaut auf eine andere Technik mit Pneumatik, also Luftdruck. Vor zwei Jahren haben wir eine Hydropresse gekauft, die mit Wasserdruck deutlich effektiver arbeitet. Zudem haben wir die Presse aus dem Kelterhaus nach draußen verlagert, weil es doch dreckig wird beim Pressen. Im Kelterhaus wird nur noch pasteurisiert und abgefüllt. In Spitzenzeiten können wir mit der Anlage 180 Liter Saft pro Stunde abfüllen. Wie viel Liter Saft füllt der Verein im Jahr ab? Das ist sehr unterschiedlich. Zwischen 5000 und 15 000 Liter. Nur für Mitglieder des Vereins? Ja, das geht nur so. Ansonsten wären wir gewerblich tätig. Dafür haben wir keine Erlaubnis. Wir haben 80 Familienmitgliedschaften, das bedeutet rund 150 Einzelpersonen. Dieses Jahr war ein gutes Apfeljahr? Ja, und vor allem auch früh. Die Äpfel sind 14 Tage früher reif als sonst. Und wir haben daher auch eine gute Woche früher angefangen zu pressen. Seit Montag pressen wir. Im Moment viermal die Woche, je nach Helferzahl. Wir haben schon viele Anfragen, aber es sind auch noch ein paar Termine frei. Alles ehrenamtlich? Ja, alle Helfer arbeiten ehrenamtlich. Wir haben Glück, dass wir gerade zwei Schüler als Helfer haben, die vor dem Studium Semesterferien haben, die helfen uns. Dazu zwei, drei rüstige Rentner, und die Berufstätigen übernehmen die Schichten am Wochenende, also freitagsmittags und samstags. Und es werden nur Äpfel zu Saft gepresst? Es kommt drauf an, was die Leute anliefern. Wir haben auch schon Birnen gepresst, man kann auch Birnen mit Äpfeln mischen. Oder Quitten mit Äpfeln. Vereinzelt haben wir auch schon Trauben abgepresst. Das ist ein wenig aufwendiger und gibt mehr Sauerei. In diesem Jahr hatten wir noch keine Trauben. Man kann auch beim Ortsverschönerungsverein Apfelsaft kaufen? Wenn Mitglieder selbst keine Äpfel haben, können sie auch nur Saft bei uns kaufen. Ansonsten bekommt jeder den Saft aus seinem eigenen Obst, wir mischen also nicht verschiedene Lieferungen und Sorten. Die müssen sauber gewaschen sein. Dann werden sie gehäckselt, gepresst und pasteurisiert und schließlich in Fünf- oder Zehnliterschläuche abgefüllt und im sogenannten Bag-in-Box-System, sprich, Kunststoffschlauch in Karton, abgegeben. Wir sind ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, den Leuten nahezubringen, was man mit dem eigenen Obst anfangen kann. Unser Motto lautet: „Erhalten durch Nutzung.“ Wir freuen uns auch, dass jedes Jahr die Nabu-Jugend zu uns kommt und wir den Kindern vermitteln können, wo und wie Äpfel wachsen und dass Apfelsaft nicht im Supermarkt wächst. Gerade eben waren 15 Kinder da, die waren schon das fünfte oder sechste mal bei uns. Das war die Nabu-Jugend aus Pirmasens. Die Vorsitzende hat Verwandte in Großbundenbach. Die kommen seit Jahren mit ihren Äpfeln vom eigenen Grundstück in Pirmasens und helfen dann auch fleißig beim Pressen. Das begeistert die Kinder immer wieder. Wir haben zusammen 100 Liter Saft gemacht. Der Kindergarten von Großbundenbach war auch schon bei uns. Und die Nabu-Jugend aus Zweibrücken auch. Wir verfolgen einen gewissen pädagogischen Ansatz. Dabei geht es um Naturbewusstsein und Nachhaltigkeit. Das Apfelkeltern in Bundenbach strahlt also aus in die Umgebung? In Wattweiler presst der Obstbauverein ja auch … Ja, die machen das auch ehrenamtlich, aber die haben eine größere Anlage, da geht es um ganz andere Mengen, vielleicht das Fünf- oder Sechsfache. Bei uns ist es familiärer und wir verfolgen einen pädagogischen Ansatz. Mit dem Umsatz finanzieren wir andere Dinge im Ortsverschönerungsverein und im Dorf.

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