Kreis Südwestpfalz Wanderer erregt Verdacht bei jungen Ermittlerinnen

Hier rastet Lukas Bion im Wald bei Hannover. Die Solarpanels am Rucksack versorgen das Handy mit Strom – vorausgesetzt, die Sonn
Hier rastet Lukas Bion im Wald bei Hannover. Die Solarpanels am Rucksack versorgen das Handy mit Strom – vorausgesetzt, die Sonne scheint.

Wohin will er laufen, der Wanderer? Ans Nordkap? Das klingt dann doch etwas unglaubwürdig, und so gerät der Vinninger Lukas Bion auf seinem Spendenlauf vor zwei Nachwuchs-Polizistinnen in Erklärungsnöte. Bilanz einer Woche mit lückenlosem Alibi, hartem Reis, einer Rotte Wildschweine und Umwegen.

Seit 13. Mai wandert der Vinninger Lukas Bion gen Nordkap. Einige Hundert der 5000 Kilometer sind bewältigt. Anfang voriger Woche war der 27-jährige angehende Gymnasiallehrer in der Nähe des niedersächsischen Stadtoldendorf unterwegs. Die RHEINPFALZ-Leser lässt er teilhaben an seiner Reise zugunsten des Kinderhilfswerkes Unicef. Die Erlebnisse der ersten beiden Wochen geben schon genügend Stoff her. Montag, 20. Mai, Tag acht der Tour. Lukas Bion ist in Butzbach bei Gießen unterwegs. Den ganzen Tag regnet es, und er kommt nicht gut voran. In einem Autohaus lädt ihn eine junge Dame zu einem Getränk ein. „Als der Regen nachgelassen hat, bin ich weitergezogen“, erzählt er. Nach einer Rast an der Burg Staufenberg nächtigt Bion auf der Wiese bei einem kleinen Bauernhof bei Ilschhausen. Der Tag endet mit Regen. Und mit Regen beginnt auch Tag neun. Der Handy-Akku ist leer. Wie lädt ein Abenteurer eigentlich sein Smartphone auf? Mit Solarpanels. Doch das funktioniert nur, wenn die Sonne scheint. Weil die jedoch wegbleibt, geht’s zunächst ohne Handy weiter. Durch die Altstadt von Amöneburg läuft Bion, über den einzigen Hügel weit und breit. Entlang der Wohra, einem kleinen Fluss, geht es zu einem Bauernhof. Erst am Abend sieht der Wanderer in Wohra im Landkreis Marburg erstmals die Sonne. Die wenigen Minuten reichen immerhin, um den Akku zu laden. Tag zehn, ein Mittwoch, ist von Gastfreundschaft geprägt. Bion geht von Wohra bis Bad Wildungen. Er besichtigt Sehenswürdigkeiten und Naturdenkmäler, macht Fotos und veröffentlicht sie in den sozialen Netzwerken. Das ehemalige Kloster Haina, in dem heute eine Psychiatrie untergebracht ist, beeindruckt ihn. Mit einer Frau singt er ein Loblied auf das Landleben, während deren Gatte Wasser für den Wanderer holt. Der Versuch, eine Soße in kochenden Reis einzurühren, scheitert. Die Soße schießt aus dem Topf, der Reis bleibt hart. Mahlzeit! Bions Tipp: „Studentenfutter ist ein guter Energielieferant für zwischendurch. Wenn man die Rosinen aussortiert, kann man die Nüsse zum Kochen benutzen.“ In einem von einer Freundin angebotenem Wohnwagen nächtigt Bion an diesem Tag recht luxuriös. Tag elf, Donnerstag, verläuft aufregend. Zwei Nachwuchs-Polizistinnen in Zivil, etwa vier Jahre alt, suchen wohl einen Räuber, und Bion gerät ins Visier der Ermittlerinnen. Wohin er denn möchte, wird Lukas gefragt. Ans Nordkap! Das klingt für die Mädchen dann doch unglaubwürdig. Aber zur Freude der künftigen Ordnungshüterinnen kann der junge Vinninger ein lückenloses Alibi vorweisen. Die Nacht verbringt er also nicht in Polizeigewahrsam, sondern im Zelt. Am Ende von Tag zwölf schlägt Bion sein Lager in Bad Karlshafen am Ufer der Weser auf. Am frühen Samstagmorgen weckt ihn eine Rotte Wildschweine, die an seinem Schlafplatz vorbeispaziert. Nach einem kurzen Blickkontakt haut die Rasselbande ab. Bion fröstelt. „Ich hoffe, ich werde nicht krank“, sorgt er sich. Vorsorglich verbringt er die Nacht in einer Pension in Stadtoldendorf. Das DFB-Pokalfinale sieht er sich dort im Fernsehen an. Ausschlafen ist angesagt am Sonntag, Tag 14 der Tour. Um 9 Uhr frühstückt Lukas und lässt sich bis 10.45 Uhr Zeit dafür, ehe er weiter Richtung Norden geht. Das GPS führt ihn in die Irre, ständig zeigt es Wege, die nicht existieren und so kommt es, dass der 27-Jährige einen recht langen Umweg läuft. Fortsetzung folgt. Info 5000 Kilometer von Vinningen bis ans Nordkap will Lukas Bion zu Fuß zurücklegen. Die RHEINPFALZ berichtet regelmäßig über die Reise des 27-Jährigen.

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