Speyer Zur Sache: Stimmen zur Altersarmut

„Unsichere Jobs sind meist Frauensache: In Speyer arbeiteten Ende vergangenen Jahres rund 11.300 Frauen in Teilzeit, Mini-Job oder Leiharbeit. Damit machten sie 66 Prozent der ,atypischen Beschäftigung’ aus, wie eine gleichnamige Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung zeigt“, berichtet der Bezirksverband Rheinhessen-Vorderpfalz der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt. Prekäre Jobs führten zu niedrigeren Rentenansprüchen, warnt die IG Bau. Besorgniserregend sei der Trend, dass Teilzeit immer mehr zum normalen Arbeitsverhältnis bei Frauen werde. So hat es nach Angaben der Böckler-Studie in Speyer zuletzt 6986 Teilzeit-Arbeiterinnen – 47 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren – gegeben. Demgegenüber hätten Ende des Jahres 2015 nur 1371 Männer in Teilzeit gearbeitet. Außerdem waren mit 3810 Mini-Jobberinnen 59 Prozent aller geringfügig Beschäftigten in der Stadt weiblich. Matthias Förster, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Rheinland-Pfalz: „Altersarmut ist ein Thema, das wir wahrnehmen. Noch immer spielt es eine untergeordnete Rolle, nur etwa drei Prozent der über 65-Jährigen sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Es gibt aber bestimmte Gruppen, bei denen das Risiko größer ist, im Alter arm zu sein: Geringverdiener, Langzeitarbeitslose, Soloselbstständige, Alleinerziehende.“ Hans-Georg Arnold, Pressesprecher der DRV, ergänzt: „Die niedrige Rente mag in manchen Fällen gleichbedeutend sein mit einer finanziell schwierigen Situation im Alter, generell gilt das aber nicht. Nur etwa sechs Prozent der Menschen mit einer Rente unter 660 Euro im Monat sind auch auf die Grundsicherung angewiesen.“ Förster betont, dass es wichtig sei, möglichst lückenlos Beiträge zur Rentenversicherung zu zahlen. Für Frauen habe sich dabei einiges verbessert. Es seien mehr Personen erwerbstätig als früher, zudem zähle die Kindererziehung bei der späteren Rente. Förster: „Wenn man beispielsweise zwei Kinder auf die Welt gebracht hat und sich entschieden hat, nicht arbeiten zu gehen, sich dann irgendwann scheiden lässt, kann es hinterher bei der Rente schon eng werden. Generell aber muss man sagen, dass sich die Situation von geschiedenen Frauen durch den Versorgungsausgleich verbessert hat. Versorgungsausgleich heißt: Bei der Scheidung kommen die Rentenansprüche von beiden Partnern in einen Topf und werden dann je zur Hälfte aufgeteilt. Im Schnitt bedeutet das für Frauen einen Bonus von 250 Euro bei der späteren Rente.“ |ccd

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