Speyer Zur Sache: Prostitution und „Amalie“

Die legale Prostitution in der Lupinenstraße in der Mannheimer Neckarstadt und auf dem Straßenstrich in der wenige hundert Meter entfernten Industriestraße ist nur der sichtbare Teil eines sehr undurchsichtigen Gewerbes. Mannheim gilt unter Experten als Anziehungspunkt für Prostitution und Menschenhandel. Weit mehr als 1000 Frauen sollen hier im Sex-Gewerbe tätig sein. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen. Die Prostituierten werden oft durch deutsche Großstädte wie Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg geschleust, wo sie sich jeweils nur für kurze Zeit anbieten. In Neckarstadt-West hat sich offenbar jenseits der Bordellmeile eine versteckte Straßenprostitution entwickelt. Es sind überwiegend junge Frauen aus Südosteuropa, die hier wie dort käuflichen Sex anbieten. Laut der Beratungsstelle „Amalie“ gibt es Frauen, die in teils menschenunwürdigen Unterkünften, isoliert in ihren Familiensystemen leben. Für Experten ist klar, dass Ehemänner und Väter nicht selten als Zuhälter fungieren. Wie viele Frauen zur Prostitution gezwungen werden, darüber gibt es keine verlässlichen Zahlen. Die Beratungsstelle „Amalie“ hat seit ihrem Bestehen mehr als 800 Kontakte zu Prostituierten aufgebaut. 125 hätten sich bislang beraten lassen, manche kämen täglich. Die meisten dieser Frauen stammen laut „Amalie“ aus Osteuropa. Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle haben bisher vier Geburten begleitet und zwölf Kinder von Prostituierten mitversorgt. Derzeit würden drei schwangere Frauen betreut, informierte „Amalie“. Zudem habe es dieses Jahr bislang zwei Beratungen von Freiern gegeben. (os/mko)

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