Speyer Wochenchronik:

Der Abend des 12. Juni steht im Zeichen der Titanic: Die Preise der Speyerer Geschäfte sinken. Grund ist der Aktionstag mit Öffnungszeiten bis 22 Uhr. Die Leistungsgemeinschaft „Das Herz Speyers“ sitzt in einem Boot mit dem Historischen Museum. Öffnungszeiten von Geschäften und Museum sind synchron. Gesteuert wird die Aktion vom Vorsitzenden der Leistungsgemeinschaft, Klaus-Peter Regler, und Museumsdirektor Alexander Schubert. Regler hat Erfahrung mit dem Sprung ins kalte Wasser. Er ist Surfer. Eine Umfrage in der Versammlung der Leistungsgemeinschaft ergab, dass bislang nur zwei Anwesende die Ausstellung gesehen haben. Die meisten hatten wohl bislang nur die Spitze des Eisbergs – die Plakate – betrachtet. Ist aber kein Untergang. Einige haben sich daraufhin auf Weiterbildungsreise durchs Museum begeben und sind wohlbehalten zurückgekehrt. Der Vorsitzende der Leistungsgemeinschaft Speyer, Klaus-Peter Regler, fährt mehrgleisig. Mit den Schaustellern gibt es eine offensichtliche Kooperation. Gut sichtbar sind nämlich die Banner, auf denen einerseits Werbung gemacht wird für die Frühjahrsmesse und andererseits – also auf der anderen Hälfte – Werbung für den verkaufsoffenen Sonntag. Prima! Da zeigt sich wieder das Speyerer Netzwerk und, dass sich Zugereiste sehr gut integrieren. Auch wenn sie manchmal zu Werbezwecken Speyerern einen Bären aufbinden, indem sie inkognito durch die Gänge ihres Ladens hoppeln. Der aus Hannover stammende Regler zum Beispiel. Im Hasenkostüm eierverteilend durch den Kaufhof. Hoffentlich hat sich kein Tierschützer Gedanken über artgerechte Haltung von Filialleitern gemacht. Fest steht: An Ostern gibt es keinen falschen Hasen. Lügt die Presse oder lügt sie nicht? Nur am 1. April kann man sich da nicht sicher sein. Die Texte der Speyerer RHEINPFALZ-Ausgabe am Mittwoch war ehrlich. Indianerehrenwort. Auch wenn man bei Meldungen wie einer Internetseite zum Finden von Mülleimern im Stadtgebiet vergangene Woche doch lieber an einen Scherz geglaubt hätte. Dafür nahmen es am Mittwoch einige sportlich. Die Towers-Basketballer kündigten einen Trainerwechsel in Facebook an. Das Fitnesscenter Pfitzenmeier meldete, dass die Sportler künftig nur noch barfuß trainieren dürften. Wer den Aprilscherz erfunden hat, ist unklar. Aber er funktioniert auch im privaten Umfeld bestens – wie im Fall einer Frau, die ihren Schwager von der Baustelle weggelotst hat mit der Bitte, im Bauhaus Siemens-Lufthaken zu besorgen. Der Mann kehrte wutschnaubend nach vier Stunden zurück. Er hatte einige Märkte abgeklappert und überall nur Gelächter von den Verkäufern geerntet. Ehrlich jetzt. Für die Autofahrer hat Hiob in Speyer gerade nur schlechte Scherze im Gepäck. Besonders für jene, die zwischen Gedächtniskirche und Kaufhof unterwegs sind. Jetzt kommt versuchsweise Tempo 30 in Schwerd- und Landauer Straße. Dabei bremsen die Baustellen ohnehin den Verkehr aus und machen die Wege zum Hindernisrennen für einige Hartgesottene. Die Unverdrossenen fahren nämlich durch die gesperrte Ludwigstraße, bis sie schließlich doch überrascht vor dem Bagger kapitulieren. Für Unterhaltung in Speyers Straßen sorgte – ausschließlich am Mittwoch – im Internet Google Maps. Fans des alten Computerspiels Pacman konnten den hungrigen gelben Punkt durch die Speyerer Straßen lenken auf der Flucht vor bösen Geistern. Funktionierte auch mit anderen deutschen Straßen. Gute Geister hingegen waren im echten Leben in der Grasgasse am Werk. Dort wurde nach langer Zeit endlich das gestohlene Namenschild wieder errichtet. Die Anwohner wird es freuen. Sie müssen nicht mehr als mobile Wegweiser herhalten. Über Ostern herrscht in Speyerland das Matriarchat. Bürgermeisterin Monika Kabs hält im Rathaus die Stellung. Oberbürgermeister Hansjörg Eger ist ein paar Tage nicht da. Als Stadtchef braucht man auch mal Urlaub. Frau Kabs ist routiniert im Vertreten. Sie wird die Stadt schon schaukeln und legt den Bürgern sicher keine faulen Eier ins (Oster-)nest.

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