Speyer Wenn sich der „Breche Boxer“ bückt ...

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Speyer. Superstar Lionel Messi vom FC Barcelona tritt in der Primera Division gegen die Galicier von Celta de Vigo aus dem Nordwesten des Landes zum Elfmeter an. Er setzt seine Unschuldsmiene auf, spielt den Ball leicht nach vorne. Von hinten spurtet sein kongenialer uruguayischer Sturmpartner Luis Suarez heran und verwandelt – Tor. So was zählt. Manfred Scherer fragte Fußballer aus der Region nach ihren Erfahrungen mit kuriosen Elfmetern.

Ralf Gimmy

, Trainer des Landesliga-Tabellenführers FC Speyer: „Die Messi-Variante ist mir nicht neu. In meiner damaligen TuS-Mechtersheim- Bezirksligazeit hatte ich schon mal den Gedanken. Mit Dieter Demmerle stand allerdings ein Schütze mit hundertprozentiger Trefferquote in unseren Reihen. Was will man mehr? Außerdem finde ich diese Variante dem Gegner gegenüber respektlos, es sei denn es wäre das 1:0.“ Hans-Peter Briegel, die Walz aus de Palz, ehemaliger Nationalspieler, Fan und häufig Gast in Speyer, sieht in dieser Ausführung ebenfalls nichts Neues. „So was hat es schon zu meiner Zeit in den achtziger Jahren gegeben. Meine Strafstöße habe ich völlig unspektakulär verwandelt. Während meiner gesamten Laufbahn gab es eigentlich keine sonderlichen Kuriositäten. Was ich wirklich sehr seltsam fand, waren die Fehlschüsse von Alonso, Lahm und Müller bei den Bayern im Pokal gegen Borussia Dortmund im letzten Jahr, als alle drei vor der Ausführung weggerutscht sind.“ Manfred Löffler (81), früherer Vertragsspieler des FV Speyer in der Oberliga, kommen auch keine außergewöhnlich getretenen Elfer in den Sinn. Nicht vergessen habe er allerdings einen Strafstoß, den er als kleiner Junge erlebt und den der damalige Kicker von RW Speyer, der „Breche Boxer“ (Heiner Brech), verwandelte: „Er hat sich gebückt, kurz aufgeschaut, den Ball auf den Punkt gelegt und dann für den Torwart absolut unerwartet per Spitzkick verwandelt.“ Albert Zimpelmann, zu besten Zeiten des FV Berghausen Mittelstürmer der Zweitamateurliga-Mannschaft, erinnert sich zwar nicht an sonderlich spektakulär getretene Strafstöße. Kurios und äußerst wichtig sei gewesen, dass sein damals abstiegsbedrohtes Team in den abschließenden vier wichtigen Begegnungen jeweils in den zehn Schlussminuten Strafstöße bekam, die er mit ordentlichem Nervenflattern verwandelte, der Elf damit wichtige Punktgewinne bescherte, die letztlich den Klassenverbleib sicherten. Maurizio De Vico, Kapitän des FC Speyer: „An besonders originelle oder kuriose Elfer, von mir selbst oder in den Amateurligen getreten, kann ich mich eigentlich nicht erinnern. Ein mit der Hacke ausgeführter Strafstoß von Totti in der ersten italienischen Liga ist der kurioseste Elfer, den ich erlebt habe.“ Paul Ochsner (72, früher Torwart FV Speyer, FC Solothurn/Nationalliga B/Schweiz, FC Homburg, FV Dudenhofen) galt als Elfmetertöter. Ein Strafstoßschießen beim Stand von 1:1 in der regulären Spielzeit des Finales eines internationalen Wettbewerbs mit der A-Jugend des FV Speyer gegen Ajax Amsterdam und dem Turniersieg, empfindet er heute noch als sensationell. Es habe damals nur jeweils einen Schützen für fünf Elfer gegeben, berichtet Ochsner. Nach der Fünferserie habe es erneut unentschieden gestanden. „Dann hat Adam Reinhold Schmitt von den folgenden drei Strafstößen zwei verwandelt und ich habe gegen den bärenstarken holländischen Mittelstürmer zwei gestochen, und wir waren völlig überraschend Turniersieger.“ Das Ereignis sei dem Trainer von Ajax derart nachhaltig im Gedächtnis geblieben, dass er sich noch viele Jahre danach bei einem weiteren Jugendtreffen in Speyer an Ochsner erinnert habe, ihn unbedingt treffen und mit ihm ein Bier trinken wollte. „Kurios waren die Elfer damals zwar nicht, aber das gesamte Geschehen eines der schönsten Erlebnisse meiner aktiven Fußball-Laufbahn“, erzählt der 72-jährige Speyerer noch heute.

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