Speyer Wenn die Welt auf Pfälzisch untergeht

Es gibt Stars, die beim Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel glatt übersehen werden. Bei der Vorführung des Thrillers „Wir Monster“ saß die Hauptdarstellerin Janina Fautz mitten im nahezu ausverkauften Kinozelt, ohne dass jemand von ihr Notiz genommen hätte.

Die Festivalleitung, sonst sorgsam darauf bedacht, mit der Anwesenheit von Schauspielern und Regisseuren zu glänzen, war über den Besuch nicht informiert. Dabei war er auf Fautz’ Facebook-Seite schon im Mai angekündigt worden. Die gebürtige Mannheimerin, die in Hanhofen wohnt, muss sich so früh festlegen, denn sie hat einen bis an den Rand vollen Terminkalender. Die 20-Jährige dreht derzeit in Köln und Bad Nauheim den ZDF-Vierteiler „Morgen hör’ ich auf“ mit dem Komiker Bastian Pastewka und in Stuttgart, an der Seite des Kabarettisten Christian „Chako“ Habekost, die sechsteilige SWR-Serie „Pälzisch im Abgang“. Eine apokalyptische Komödie rund um die Frage, was im Privaten in der Pfalz so passiert, wenn der Weltuntergang unmittelbar bevorsteht. Die Dreharbeiten haben gerade erst begonnen und sollen demnächst auch im Raum Bad Dürkheim stattfinden. Der Drehbuchautor des Endzeit-Szenarios ist Markus B. Altmeyer („Letzte Ausfahrt Sauerland“) aus Ellerstadt. „Es geht um eine Familie, die ihre relativ normalen, internen Probleme hat, und dann kommt das große Problem dazu, dass die Welt untergeht“, fasst Janina Fautz die Geschichte knapp zusammen. „Das wird auf sehr skurrile und lustige Art und Weise erzählt. Und eben auf Pfälzisch, das ist das Besondere.“ Ihre Rolle, ein Kind der einheimischen Familie Fröhlich, redet eher wenig im vertrauten Dialekt, weil sie gerade dabei ist, gegen all das, was sie als provinziell empfindet, zu rebellieren. „Deswegen spricht sie hauptsächlich Hochdeutsch, aber wenn sie emotional wird, kommt dann doch das Pfälzische durch.“ Gerade war Fautz noch in Schanghai, um „Wir Monster“ auf einem der größten Filmfestivals der Welt zu präsentieren. Der Film lief dort mit chinesischen Untertiteln. In „Wir Monster“ spielt sie Sarah, ein Mädchen, das sich von einer Freundin dazu verleiten ließ, ihren Eltern eins auszuwischen. Die beiden Kinder schmieden ein übles Komplott, dessen Tragweite Sarah bald zu viel wird. Doch ihre Freundin Charlie (Marie Bendig) zieht es durch. Die böse Intrige stürzt die Eltern in eine echte Krise, der Autor und Regisseur Sebastian Ko nimmt jedoch schon früh die Spannung raus. So ist „Wir Monster“ weitgehend ein Krimi ohne wahre Brisanz, weil die Tat, um die es geht, nur vorgetäuscht ist. Andererseits erinnert das Drama an die makabren, stets mit einer überraschenden Pointe ausgestatteten Kurzgeschichten des Briten Roald Dahl. Eine mit Sarah vergleichbare Figur habe sie noch nie gespielt, meint Janina Fautz rückblickend. „Ich hab’ auch davor schon echt schöne Sachen gemacht“, – so war sie in „Das weiße Band“, „Allein gegen die Zeit“ und „Der Wagner-Clan“ zu sehen – „aber das hier war noch mal was ganz anderes.“ Sarahs Verhalten im Film sei sehr krass, stellt sie fest, aber der eigentliche Wunsch dahinter, „dass sie einfach ihre heile Familie haben möchte und dass ihre Eltern Zeit für sie haben, ist schon nachvollziehbar“.

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