Speyer Weingüter setzen auf Touristen

Eher die Ausnahme, aber trotzdem lukrativ: der Hofverkauf direkt in den Kofferraum.
Eher die Ausnahme, aber trotzdem lukrativ: der Hofverkauf direkt in den Kofferraum.

Was geben Besucher in Weinbauregionen aus? Die Universität Geisenheim und das Deutsche Weininstitut (DWI; beide Hessen) haben das untersucht. 900 Weingüter und 4500 Touristen sind dabei befragt worden. Das Potenzial für die Pfälzer Winzer scheint enorm zu sein.

Rund 50 Millionen Menschen reisen Jahr für Jahr wegen des Weins in die deutschen Anbaugebiete. Dabei geben sie insgesamt im Jahresschnitt circa 5,5 Milliarden Euro aus. Das ist eine Erkenntnis der Premiere des Forums „Markt und Wein“ des DWIs beim Neustadter Weincampus. Mit mehr als 100 Fachbesuchern sei die Veranstaltung ein voller Erfolg gewesen und habe „einen Nerv getroffen“, sagt Katja Klohr. Sie ist am Weincampus für das Hochschulmarketing zuständig. In einer zweijährigen Studie haben das DWI und die Hochschule Geisenheim die Weingüter und die Touristen in allen deutschen Anbaugebieten befragt und dabei deutliche Unterschiede zwischen Wein- und sonstigen Touristen festgestellt. Demnach stellen weinaffine Gäste 27 Prozent des Gesamtanteils der Touristen in den 13 deutschen Anbaugebieten. Vor allem das besonders an Wein interessierte Publikum wählt sein Reiseziel nach den Kriterien Natur, Erholung und Wein aus; es besucht während des Urlaubs im Schnitt zwei bis drei Weingüter. Während Tagestouristen rund 70 Euro und Übernachtungsbesucher 120 Euro ausgeben, liegt der Betrag bei weinaffinen Reisenden deutlich über dem Durchschnittswert. Mit einem Anteil von 18 Prozent am Gesamtumsatz trage diese Zielgruppe überdurchschnittlich stark zur Wertschöpfung in den Weinbaugebieten bei. Für DWI-Geschäftsführerin Monika Reule ist das wirtschaftliche Potenzial dieser Besuchergruppe groß genug, um einen Anreiz für Investitionen zu bieten: „Da ist Luft nach oben.“ Bei den befragten Weingütern sind 85 Prozent mit gastronomischen Angeboten wie Vinotheken oder Führungen im Weintourismus aktiv und verzeichnen steigende Gästezahlen. 61 Prozent planen, dieses Angebot in den nächsten Jahre auszubauen. Angesichts eines stagnierenden Weinkonsums in Deutschland und zunehmender Konkurrenz durch andere alkoholische Getränke müssten die deutschen Anbaugebiete Strategien entwickeln, um Marktanteile zu gewinnen, erklärt Marc Dreßler. Er lehrt Betriebswirtschaftslehre am Neustadter Weincampus.

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