Speyer Wanderer zwischen Welten: Ein Spanier in Speyer

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Das europäische Speyer (Teil 1): Daniel Toda Castán (31)

Wer Castáns Lebenslauf liest, merkt schnell: Er ist in der Welt zuhause und nicht an einem Ort. Seit 2014 ist der 31-Jährige wissenschaftliche Mitarbeiter an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften, hält unter anderem ein Kolloquium zum Thema „Internationale Systeme des Menschenrechtsschutzes im Vergleich“. Zuvor hat er ein Praktikum beim Europäischen Flüchtlingsrat in Brüssel gemacht, beim Europarat in Straßburg, am Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte in Costa Rica, hat in Madrid, Venedig und Lund studiert, war für ein Auslandssemester in Schweden. Die Liebe zu seinem Freund hat ihn 2014 nach Deutschland geführt. Ehrenamtlich engagiert sich Castán im Bündnis für Demokratie und Zivilcourage beim Thema sexuelle Identität, ist im Arbeitskreis Asyl und bei der Französischen Bibliothek. „Ich habe so viele Menschen auf der ganzen Welt kennengelernt. Wenn heute beispielsweise ein Land mit Belgien Krieg anfangen würde, wäre ich trotzdem nicht gegen die Belgier. Ich kenne einige persönlich“, sagt er. So funktioniert für ihn Europa: im direkten Austausch der Menschen. Sein Heimatland Spanien stehe Europa etwas skeptisch gegenüber seit der Wirtschaftskrise. „Viele Ideen, die für einen starken Sozialstaat funktionieren, funktionieren nicht für einen schwachen“, erzählt Castán. Der Nationalismus hat in Spanien seiner Ansicht nach keine starke Ausprägung. „Die Leute tendieren eher nach links und die Linken sind für Europa.“ In den Vorlesungen thematisiere der Spanier oft mit den Studenten die EU. „Viele sind pro eingestellt. Ich glaube, wir nehmen es auch als selbstverständlich wahr. Ich kenne die Zeit vor Europa nicht“, sagt Castán. Er setzt sich viel für Flüchtlinge ein, gibt ihnen Deutschunterricht. In Deutschland fühle er sich auch als Ausländer, sagt der 31-jährige Spanier. „Die Willkommenskultur der Deutschen war enorm, aber solche Wahlplakate mit der Aufschrift ,(kriminelle) Ausländer raus’ verletzen mich schon“, sagt er. An Europa gefällt ihm, dass er als Homosexueller straffrei leben kann. „Das wurde durch die EU in manchen Ländern erst möglich“, sagt er. Aber trotzdem seien Homosexuelle Ehepaare nicht in allen Ländern gleichgestellt. In Spanien könne man schon lange heiraten und sei mit Hetero-Paaren auf Augenhöhe. Auch der Umzug von Arbeitslosen in der EU zur Jobsuche müsse erlaubt werden. Und: „Ländern wie Deutschland muss endlich klar sein, dass EU-Ausländer viel mehr in die Rentenkasse einzahlen als sie in Anspruch nehmen.“ Ihm selbst ist noch nicht klar, was ihn bei der Rente erwartet, da er in einigen Ländern in die Kassen eingezahlt hat. Wo es ihn als nächstes hintreibt? Nach der Promotion 2019 reizt ihn der Europäische Flüchtlingsrat. Die Serie Was haben die Speyerer von Europa und wie betrifft es sie im täglichen Leben? Dieser Frage geht die RHEINPFALZ in ihrer neuen Serie nach.

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