Speyer Vorsicht vor Spitzbuben

Eberhard Hirschler aus Otterstadt wird bald 80 Jahre alt – und er will alte Menschen warnen: „Alte passt auf! Macht nichts an der Haustür!“ Bei Hirschler haben sich in dieser Woche Dachdecker eingefunden, die angaben, an seinem Dach Schäden entdeckt zu haben. Hirschler sagt: „Ich habe rechtzeitig gemerkt, dass das Spitzbuben sind.“

Der erste Dachdecker, der beim Otterstadter Eberhard Hirschler auftauchte, habe erzählt, dass er einen lockeren Ziegel auf Hirschlers Hausdach bemerkt habe. „Er hat angeboten, es für weniger als 50 Euro fertigzumachen“, erzählt Hirschler. Dieser „Aufreißer oder Pfadfinder“, wie der 79-Jährige ihn nennt, habe einen guten Eindruck gemacht und einen Termin für den übernächsten Tag vereinbart. Pünktlich zur ausgemachten Zeit zweien dann zwei Kollegen des Mannes gekommen, und besonders einer der beiden sei sehr vertrauenserweckend gewesen. Der andere sei gleich aufs Dach gestiegen und habe mit der Arbeit begonnen. Das Resultat: „Die haben so getan, als wäre am First ein großer Schaden“, erzählt Hirschler. Der First des Daches hätte neu eingedeckt werden sollen, die Männer, die mit einem „vorzüglich ausgestatteten Mercedes-Sprinter“ mit Waiblinger Kennzeichen (WN, Baden-Württemberg) unterwegs gewesen seien, hätten angeboten, den laufenden Meter für 50 Euro zu machen. Sie hätten eine Unterschrift gewollt, Hirschler habe geantwortet, da müsse er erst mit seiner Partnerin sprechen – und den Braten bald gerochen. Der Otterstadter ging nicht auf das Angebot der Männer ein – und rief einen ihm bekannten Dachdecker aus der Umgebung an. Der Fachmann, an den sich der Otterstadter gewandt hat, kennt die Masche – und rät, sich nicht überrumpeln zu lassen. Er wisse, dass an der Haustüre Druck auf die Leute aufgebaut werde – so nach dem Motto: „Es geht aber nur jetzt so günstig, weil wir gerade in der Nähe sind.“ So solle den Hauseigentümern die Zeit genommen werden, sich ein Vergleichsangebot einholen zu können. Der Dachdecker berichtet, dass solche Kollegen mitunter keinen ordentlichen Gerüstbau machten und sich auch nicht immer an Vorschriften hielten: „Das wird so Null-Acht-Fünfzehn gemacht.“ Er empfiehlt, sich an einen Innungsfachbetrieb am Ort oder in der Umgebung zu wenden und sich dort beraten zu lassen. Dem Otterstadter Hirschler ist es ein Anliegen, seine Altersgenossen auf derlei Maschen hinzuweisen – sein Eindruck: „Es werden gezielt Alte ausgesucht.“ Auch der Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Rheinland-Pfalz und die Polizei warnen immer wieder vor solchen Haustürgeschäften. Im Oktober wurde beispielsweise eine 74-Jährige Frankenthalerin von einem „falschen Dachdecker“ übers Ohr gehauen. (snr)

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