Speyer „Tolle Mitstreiter unverzichtbar“

Herr Stepp, waren Sie heute schon in Ihrem Ehrenamt tätig?

Ich bin im Winter eigentlich jeden Tag in irgendeiner Form, sei es mit Organisation von Trainingsmaßnahmen und Wettkämpfen, Kontakt zu Sportlern oder deren Eltern, Meldungen zu Rennen und diversen administrativen Arbeiten, im Ehrenamt tätig. Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen? Der alpine Rennsport war schon immer meine Leidenschaft. Ich war selbst von 1970 bis 1984 aktiver Rennläufer, habe danach den Nachwuchs des Skiclubs trainiert. Als mein Vorgänger Walter Zimmermann 1989 aus gesundheitlichen Gründen aufhören wollte, fragte er mich, ob ich seine Nachfolge antreten würde. Die Fußstapfen, in die ich treten sollte, erschienen mir sehr groß. Außerdem hatte ich damals eine junge Familie mit einer zweijährigen Tochter, und meine Frau war mit dem nächsten Kind schwanger. Nach reiflicher Überlegung sagte ich zu. Mittlerweile dauert die Geschichte fast 30 Jahre. Parallel war ich von 1994 bis 2008 Schülerbeauftragter des Skiverbandes Pfalz. Was fällt für das Amt an – welche Aufgaben, welcher Zeitaufwand? Naturgemäß ist der Aufwand im Herbst und im Winter am größten. Im Frühjahr und im Sommer muss die Saison geplant werden. Termine für Trainingskurse und Rennen müssen festgelegt werden. Die Läufer müssen für verschiedene Listen beim Deutschen Skiverband gemeldet werden. Die eigenen Rennveranstaltungen und die Rheinland-Pfalz-Sportwoche in Krimml müssen geplant und vorbereitet, Ausschreibungen erstellt, Urkunden vorbereitet und Pokale bestellt werden. Stangen, Bohrmaschinen, Funkgeräte müssen gepflegt und komplettiert werden. Es wird trainiert und Kontakt zu den Sportlern und deren Eltern gehalten. Im Winter müssen wöchentlich die Läufer zu Wettkämpfen gemeldet und – bei den Kleineren – Rennbetreuung geleistet werden. Nach einem Rennwochenende fällt Pressearbeit an. Der größte Brocken sind aber die beiden Großveranstaltungen in Todtnauberg und Krimml, die oft zu Zitterpartien werden, da wir als Freiluftsportart extrem vom Wetter abhängig sind. Unsere Sportstätten sind nicht vor Ort. Den Zeitaufwand kann man schlecht messen. Zusätzlich erstelle ich in den Sommermonaten ehrenamtlich unsere 120-seitige Club-Zeitschrift, was auch mit meinem Beruf als Grafik-Designer zusammenhängt. Ich habe bestimmt noch einiges vergessen. Haben Sie ein besonderes Talent dafür, das gewisse Etwas? Ob ich ein besonderes Talent dafür habe, müssen andere beurteilen. Man sagt mir nach, dass ich eine gewisse Beharrlichkeit an den Tag lege und nicht so leicht die Flinte ins Korn werfe. Auf jeden Fall habe ich viele tolle Mitstreiter und Helfer, ohne die dieser Job so nicht zu machen wäre. In welchen Momenten geht Ihnen das Herz auf? Wenn ich bei der Sportwoche in Hochkrimml früh morgens um 8 Uhr bei der ersten Auffahrt alleine im Sessellift sitze, was vorkommt, und das Wetter ist herrlich, das Alpenpanorama perfekt, die top-präparierten Pisten unberührt, es ist alles noch ganz ruhig, keine Menschenseele ist unterwegs – da geht mir das Herz auf. Und wann platzt Ihnen der Kragen? Wenn ich es mit Funktionären zu tun habe, die meinen, dass das Ehrenamt ihren eigenen Interessen dient und nicht sie dem Ehrenamt zu dienen haben. Leider gibt es auf allen Ebenen viel zu viele von der Sorte. Sie tun etwas für andere – wie kann man denn Ihnen helfen? Ich mache den Job seit fast 30 Jahren und bin in einem Alter, in dem man seine Nachfolge regeln sollte. Es wäre schön, wenn sich aus der Vielzahl von Sportlern, die von meiner Arbeit profitiert haben, eine Person finden würde, die in absehbarer Zeit das Amt in meinem Sinn weiterführt. Leider bin ich noch nicht fündig geworden. Und bleibt an den Wochenenden auch Zeit für etwas anderes? An vielen Wochenenden im Winter ist es ein Fulltime-Job. Dafür ist es im Rest des Jahres in der Beziehung entspannt. Zur Person Hansjörg Stepp, 63, Grafik-Designer, ist seit 1989 als Sportwart Alpin beim Skiclub Speyer ehrenamtlich tätig.

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