Speyer Sternen-Regen im Hochzeitswald

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Die Linde gilt mit ihren herzförmigen Blättern als Baum der Liebe. Und sie war Baum des Jahres 2016 und deshalb für Dudenhofens Ortsbeigeordneten Roni Zürker „die ideale Ergänzung für den 2001 eingerichteten Hochzeitswald“. Zur Pflanzaktion am Freitagnachmittag hatte die Gemeinde 24 im vergangenen Jahr getraute Paare sowie zehn Paare, die bereits ihren silbernen oder goldenen Hochzeitstag gefeiert haben, eingeladen.

Um die Zeit und die Zukunft müssen sich Winterlinde – sie ist im Wald zu finden – und Sommerlinde – sie wächst innerorts – nicht scheren. Ihr Lebenszyklus in der Beschreibung von Förster Jürgen Render: „300 Jahre kommt sie, 300 Jahre steht sie, 300 Jahre vergeht sie.“ Der älteste Baum Deutschlands, etwa 1100 Jahre alt, Umfang 18 Meter, sei eine Linde. Die von Render erzählte Sage: Ein reicher Bauer und ein armer Schlucker freien um die schöne Maid. Sich seiner Armut schämend und sich chancenlos wähnend, verkriecht sich der Habenichts in einer Lindenkrone, reißt verzweifelt die Blätter entzwei. Und der millionenfache Schnipsel-Sternen-Regen entflammte das Frauenherz für ihn. Prosaischer war es bei Ilona und Thomas Ofer. Das Miteinander-Bekanntmachen übernahm eine Verwandte, erzählen sie. Die Otterstadterin und der Ludwigshafener zogen vor zwölf Jahren nach Harthausen und wurden am 19. Februar 2016 getraut. Es ist ihre zweite Ehe. Peter und Martina Dieterle lernten sich dagegen über das Studium kennen, kamen 1985 – Peter aus Rastatt, neuer Arbeitsplatz war die Speyerer Lufa, Martina vom Saarland – nach Dudenhofen, sagten 1992 „Ja“. Sie wurden hier heimisch. Sabrina und André Grüner sind beide in der Freiwilligen Feuerwehr Römerberg-Dudenhofen, lernten sich bei einem Fest näher kennen und heirateten schließlich im vergangenen Juli. André Grüner ist Forstwirt, hatte in den Vorjahren mitgeholfen, die Anpflanzfläche im Hochzeitswald für andere vorzubereiten. Nun pflanzt er hier selbst. Kinder gehören für das Paar zur Ehe, wenn auch noch nicht aktuell. Jessica und Tobias Schneeweiß liefen sich schon in der Schule über den Weg. Zusammengekommen sind die Verwaltungsangestellte und der BASF-Referent 2012, in der Gedächtniskirche sind sie vor den Altar getreten. Sie wohnen in Römerberg. Auf 32 gemeinsame Jahre – mit kirchlichem Segen 25 – blicken Judith und Gunter Deuerling zurück. Das erste Mal trafen sie sich beim Squash in der alten Tennishalle Dudenhofen. Dass die Eltern jetzt einen eigenen Hochzeitbaum haben, findet Tochter Lara „süß und romantisch“. Gefragt, wie man/frau 32 Jahre in einer Ehe schafft, sagen sie: „Wichtig ist, achtsam auf den anderen zu bleiben, miteinander zu reden.“ Vier Kinder aus den jeweils ersten Ehen haben Siegfried (70) und Ursula (64) Günther. Ursprünglich aus Frankfurt und Alf an der Mosel kommend, trafen sie sich vor 15 Jahren beim Lauftreff in Römerberg. Siegfried zur späten Hochzeit: „Bevor wir uns ein Haus kauften, wollten wir alles in die richtige Bahn lenken.“ Baumpflanzung und Ehe haben für Förster Render mindestens eine Parallele: „Sie sind die Hoffnung, ein Versprechen auf möglichst langes Durchhalten.“ Ruth und Franz Makiola, 1958 in Dudenhofen angekommen, gehen seit 50 Jahren zusammen „durch Höhen und Tiefen“. Wie jedes Paar, meint Ruth. Es hätte auch anders kommen können. Franz erzählt: „Als ich sie zum Zug brachte, dachte ich: Wenn sie sich noch mal nach mir umdreht, wird sie meine Frau.“

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