Speyer Singen, tanzen, Krawatten klauen

Streckt die Hände, Fäuste machen, Daumen hoch: Bei Tschu Tschu Wa machen alle mit.
Streckt die Hände, Fäuste machen, Daumen hoch: Bei Tschu Tschu Wa machen alle mit.

Wo andernorts forsche Damen den Herren an den Kragen – oder besser: an die Krawatte – gehen, packt in Dudenhofen der Nachwuchs zu. Auf dem Vorplatz des Rathauses wimmelte es gestern vor kleinen Narren aus den drei örtlichen Kindertagesstätten, die es auf das Stück Stoff abgesehen haben.

Mittendrin im Gewühl steht Elsa, die Eiskönigin, in Miniatur. Mia heißt sie mit richtigem Namen und ihr türkisfarbenes Glitzerkleidchen hat sie unter der dicken Winterjacke versteckt. Selbst für eine Eiskönigin sind die Temperaturen an diesem Morgen zu frostig. „Das ist toll“, sagt Mia und lacht. Das Rathaus zu stürmen, findet das Mädchen aus der katholischen Kita St. Kunigunde prima. Der kleine Pirat in ihrer Nachbarschaft sieht das genauso. „Das macht Spaß“, versichert Moritz (5) und pustet als Bestätigung fröhlich in seine Trillerpfeife. Er ist mit den Kindern der Einrichtung Naseweis gekommen. Auch die Sandhasen sind dabei. Einen echten Superstar hat die Faschings-Crew der neuesten Kita am Ort sogar in ihrer Mitte: Michael Jackson. Der sechsjährige Maxim beherrscht den Tanzstil des großen Pop-Idols schon perfekt. „Das hab ich vom Papa gelernt. Und ich hab Filme zuhause“, erklärt er der RHEINPFALZ, wie er sich die typischen Bewegungen antrainiert hat. Seine „Smooth Criminal“-Einlage beim Rathaussturm wird mit Jubel quittiert, gefolgt von dem kreativen dreifachen Schlachtruf: „Ku-Nigunde.“ Im Singen und Tanzen sind die Sprösslinge generell ganz groß und fordern damit den Erwachsenen ganz schön was ab. Neben Prinzessin Viktoria I. vom Karnevalverein Dudenhofen haben sich Ortsbürgermeister Peter Eberhard sowie die Verbandsgemeindebeigeordneten Harald Flörchinger und Irmgard Ball aus ihren Büros heraus gewagt und stellen sich der närrischen Streitmacht. Mitmachen ist angesagt, ob beim Bewegungstanz „Tschu Tschu Wa“ oder beim altbekannten Rucki Zucki. Die Köpfe hinhalten müssen schließlich nur die Herren der Schöpfung. Die sind aber gerüstet und nehmen’s gelassen. Während Leonie (5) Flörchingers Schlips im Nu abgeschnitten hat, kämpft Mia (6) mit Eberhards Modell. Am Ende verliert die Krawatte doch den Kampf gegen das Schneidwerkzeug und die Siegerin strahlt. Vollauf zufrieden ist Mia außerdem mit ihrem lilafarbenen Schmetterlings-Kostüm, das ihre Mutter ausgesucht hat. „Meine Flügel sind sehr schön und ich mag sie“, sagt das Kunigunde-Kind. Die süße Krönung des Vormittags gibt’s für den Nachwuchs zum Schluss: Die „Eroberten“ der Verwaltung halten Schaumküsse parat – der jecke Übergriff hat sich also gelohnt.

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