Speyer Scham, Ekel, Wut: Das sagen weitere Pfarrer zu den Skandalen

Alban Meißner
Alban Meißner

Alban Meißner und Stefan Mühl leiten mit Erfahrung aus der Bistumsverwaltung in Speyer die Stadtpfarreien in Ludwigshafen und Frankenthal. Die Missbrauchsskandale erschüttern sie.

Klare Worte zum Umgang „ihrer“ Kirche mit Missbrauchsfällen finden auch leitende Pfarrer in Ludwigshafen und Frankenthal, die zuvor lange in der Bistumsverwaltung in Speyer tätig waren. „Scham, Ekel, Unverständnis, Wut“, nennt Alban Meißner (59), Dekan in Ludwigshafen, als bei ihm vorherrschende Gefühle im Zusammenhang mit Erkenntnissen des Münchener Missbrauchsgutachtens. Aus seiner Sicht spielten bei den Fällen „Klerikalismus, falsch verstandene Solidarität und Überheblichkeit eine Rolle“, wenn etwa Täter gedeckt worden seien. „Man hat aus der Priesterweihe etwas gemacht, was es gar nicht sein soll – man wird dadurch nicht automatisch zum besseren Menschen“, ordnet Meißner ein.

„Der Weg der Aufarbeitung, der begonnen hat, muss konsequent weitergegangen werden“, sagt der Seelsorger. Die konkreten Schritte dazu im Bistum Speyer lobt er. Hier hätten der Bischof und der Generalvikar mit Betroffenen gesprochen, hier gebe es schlüssige Präventionskonzepte und einen Betroffenenbeirat, der sehr eigenständig agieren könne. „Es hilft nur, sich immer wieder an Jesus Christus zu orientieren“, sagt Meißner zur Motivation, in der katholischen Kirche zu bleiben. Aus seiner Sicht habe diese schon in den 1970er-Jahren nötige Reformen verpasst.

Austritte befürchtet

Weitere Austritte („da bin ich Pessimist“) fürchtet Meißner ebenso wie Stefan Mühl (57), katholischer Stadtpfarrer in Frankenthal und zuvor unter anderem zwölf Jahre für die Jugendseelsorge in der Diözese Speyer zuständig. Die Anzahl der Abschiede von der Kirche war laut Mühl aber schon zuletzt konstant hoch. Die Pfarrei werde über Austritte vom Standesamt informiert, schreibe die Leute dann an und biete einen Austausch an. Diejenigen, die sich zurückmeldeten, führten oft die Skandale als Grund für ihre Entscheidungen an.

„Es ging offensichtlich nur darum, wie man das Bild der Kirche nach außen schützen kann“, sagt Mühl über die Vorgehensweise der Verantwortlichen im Erzbistum München und Freising. „Das Mitgefühl für diejenigen, die unter diesen Verbrechen leiden, hat wohl bei den Allermeisten gefehlt. Das macht mich sprachlos und wütend.“ Mühl bezieht im Gespräch mit der RHEINPFALZ Position für die Aufhebung des Pflichtzölibats und spricht auch darüber, warum er sich persönlich nicht von der Kirche abwendet: „Ich glaube und hoffe immer noch, dass die Kirche verändert werden kann. Und das geht von innen heraus besser als von außen. Was mich auch hält, sind Menschen vor Ort, für die ich als Priester, für die wir als Kirche da sein wollen.“

Stefan Mühl
Stefan Mühl
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