Speyer Schönheitskur für Maria

Wer in den vergangenen Tagen den Dom betrat, konnte beobachten, wie das große Gnadenbild der Muttergottes im Altarraum von einem weiß gekleideten Mann bearbeitet wurde. Der Restaurator Oliver Köhler ist nach Mitteilung des Bistums im Auftrag von Domkustos Peter Schappert ans Werk gegangen: Es galt, die Figur zu reinigen und in einigen Details auch auszubessern.

Für eine solche Aufgabe brauche er Fachwissen, aber auch Respekt, so das Bistum: Schließlich sei der Dom der Jungfrau Maria geweiht und viele Besucher beteten täglich vor dem Gnadenbild oder zündeten Kerzen an. Zunächst wurde die Figur mit Latexschwämmchen trocken gereinigt. „Die Farbfassung ist mit einer dünnen Wachsschicht überzogen und reagiert empfindlich auf Feuchtigkeit“, erklärte Köhler. Um alle Stellen zu erreichen, musste eine Leiter zu Hilfe genommen werden. Die Entfernung des Staubs sei nicht nur aus optischen Gründen wichtig, so Köhler: „Mit dem Staub lagern sich auch Schadstoffe ab, die die Farbfassung schädigen können.“ Zuletzt wurde die Bemalung an einigen Stellen vor allem im unteren Bereich ausgebessert. Infolge von Berührungen war teilweise die weiße Grundierung zu sehen gewesen. Vermutlich war bereits seit der Erbauung des Doms eine Marienfigur dort zu finden. Die romanische Madonna wurde später durch eine gotische ersetzt. Französische Revolutionstruppen verbrannten dieses als wundertätig geltende Gnadenbild 1794 vor dem Dom. Nur ein Fuß des Jesuskinds wurde gerettet und blieb bis heute erhalten. Ein neues Gnadenbild erhielt die Kathedrale erst wieder 1930. Papst Pius XI. machte es dem Dom anlässlich der 900-Jahr-Feier der Grundsteinlegung zum Geschenk. Es stammt vom Bildhauer August Weckbecker. Dieser hatte die Figur nach dem Vorbild der zerstörten gotischen Madonna geformt. Dabei konnte er sich an Abbildungen und einer Nachbildung in Stein orientieren, die heute im Kaisersaal steht. Die von Weckbecker geschaffene Figur, vom Papst in Rom geweiht, war anfangs holzsichtig. Vor diesem Gnadenbild betete laut Bistum in ihrem letzten Speyerer Jahr die Heilige Edith Stein. Als Papst Johannes Paul II. 1987 vor der Madonna kniete, war sie bereits farbig gefasst. Restaurator Vitus Wurmdobler hatte sie 1980 mit Spezialfarbe und Glanzgold bemalt. Vorbilder waren burgundische Madonnen der Gotik. Mit seinem Team hat Wurmdobler nun auch die zwei Tage andauernde Reinigung und Überarbeitung übernommen. (rhp)

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