Speyer „Prost. Amen. Ja, so soll es sein“

Geordnetes Durcheinander: Die zahlreichen Gäste können sich an acht Zapfstellen für den Domnapf-Wein anstellen.
Geordnetes Durcheinander: Die zahlreichen Gäste können sich an acht Zapfstellen für den Domnapf-Wein anstellen.

Gutes Wetter und ein großes Programm haben am Pfingstwochenende die Feiern zum 200. Jahrestag der Neugründung des Bistums zu einem Erfolg gemacht. Fast vier Stunden lang wurde am Montag Wein aus dem Domnapf gezapft – eine Füllung reicht nicht aus. Auch ein Tag der offenen Tür in Bistumsgebäuden gehörte dazu.

„Gerade ist Abendmahl“, verkündet ein Ordner tausenden Wartenden um 11.30 Uhr auf dem Domplatz. Dom restlos gefüllt. Die meisten halten spezielle Gläser für den Wein in den Händen, der nach dem Pontifikalamt aus dem Domnapf fließen soll. Für das Glas, versehen mit dem Bibelwort „Seht, ich mache alles neu“, habe sie gerne drei Euro bezahlt, versichert Irmgard Roth. Mit ihrem Ehemann ist sie aus Neustadt gekommen. Seit einer Stunde wartet sie wie viele, viele hinter ihr in der ersten Reihe direkt am zentralen Absperrzaun vor dem Domportal. „Die Ersten könnten auch die Letzten sein“, zweifelt ihr Nachbar Wilfried Otto an der Güte des Standplatzes. Der Mannheimer hat aufs Glas verzichtet: „Nur kein Stress.“ Entspannt sieht auch Uwe Wöhlert, Vorsitzender des für „Zäpfeln“ verantwortlichen Verkehrsvereins, dem Ende des Festgottesdienstes entgegen. Seine Aufgabe: Bischof Karl-Heinz Wiesemann das erste Glas Wein überreichen. 1430 Liter aus Frankweiler und Mußbach sind im Domnapf, 30 Mitglieder des Verkehrsvereins stehen – im Winzerkittel oder im historischen Gewand – für den Ausschank bereit. Kurz nach 12 Uhr ist’s soweit. „Zur Freude des Volkes“ soll der feinherbe Riesling nach dem Willen Wiesemanns fließen. Zuvor verliest Weihbischof Otto Georgens seine Lyrik zum Jubiläum. Der selbst ernannte „Woi-Bischof“ reimt Verdruss auf Genuss und hebt das Glas: „Zum Wohl die Pfalz mit edlem Wein. Prost. Amen. Ja, so soll es sein.“ Alexander Schweitzer, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und 2,06-Meter-Mann, lässt seinen Blick über den Domplatz schweifen. „Das ist ein schöner Moment, ein Pfälzer zu sein“, sagt er der RHEINPFALZ unter dem Eindruck des Gottesdienstes und des fröhlichen Treibens danach. „Speyer freut sich, dass es wieder etwas zu feiern gibt“, sagt Oberbürgermeister Hansjörg Eger (CDU). Die Ansprache des Bischofs habe ihm Mut in schwierigen Zeiten gegeben, fasst Alt-OB Werner Schineller (CDU) seinen Eindruck vom Pontifikalamt zusammen. „Starke Verkündigung“, stimmt ihm Diakonissen-Oberin Isabelle Wien zu. 7000 der 10.000 bereitgestellten Festtagsgläser sind nach Auskunft von Hauptorganisator Wolfgang Jochim bereits um 14 Uhr verkauft. Mike Oehlmann vom Verkehrsverein berichtet von zum gleichen Zeitpunkt bereits mit Wasser „gestrecktem“ Wein aus dem Domnapf. Eine halbe Stunde später fließt der Rebensaft wieder „pur“ aus den Hähnen. Der „Reservewein“ ist um kurz vor 16 Uhr auch getrunken. Eine Stunde zuvor haben sich Ute und Roland Becker nach Haßloch verabschiedet. Wegen Pontifikalamts, Wein und dem begleitenden Tag der offenen Tür im Bischofshaus und in anderen Bistumsgebäuden waren sie in Speyer. Die bischöfliche Hauskapelle, in der die Heilige Edith Stein gefirmt worden sein soll, habe sie genauso überwältigt wie die Gastfreundschaft der Ordensfrauen, zeigt Ute Becker ihre Souvenirs: Karten, Kulis und ein Rosenkranz. Mit Fahrrad-Rikschas sind junge Katholiken in Richtung Webergasse unterwegs. Mitglieder haben dort einen Brunnen als „Kinder-Domnapf“ aktiviert, weist Tobias Rieth auf das geschmückte Gegenstück zum Domplatz. Hier ist Traubensaft aus. „Jetzt fließt Apfelschorle.“

Seltener Einblick: Besuchergruppe in der Bischofskapelle.
Seltener Einblick: Besuchergruppe in der Bischofskapelle.
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