Speyer Programm für großes Publikum

Letzter Auftritt: Alexander Koch (Dritter von links) inmitten prominenter Gäste bei der Eröffnung der Ausstellung „Die Salier. M
Letzter Auftritt: Alexander Koch (Dritter von links) inmitten prominenter Gäste bei der Eröffnung der Ausstellung »Die Salier. Macht im Wandel«, kurz vor seinem Wechsel nach Berlin im April 2011.

„Heinrich IV. Kaiser, Kämpfer, Gebannter“ und „Die Salier. Macht im Wandel“: So hießen die zwei vielleicht spektakulärsten Sonderausstellungen des Historischen Museums der Pfalz in Speyer während der Amtszeit seines früheren Direktors Alexander Koch. Wie am Samstag im überregionalen Kulturteil gemeldet, ist der Historiker und Archäologe mit 52 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.

Kochs früherer Arbeitgeber, das Deutsche Historische Museum Berlin, hatte erst am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass der gebürtige Bremer schon am 17. Januar in der Bundeshauptstadt gestorben war. Er hinterlässt seine Ehefrau und zwei Töchter. „Heute ein Idol zu sein bedeutet, zu einem Idol gemacht worden zu sein“: Dieses Koch-Zitat stammt aus seinem Vorwort zum Katalog der Fotoausstellung „Idole“ von 2009 bis 2010 – einer weiteren erfolgreichen Schau, die mit seiner Zeit in Speyer verbunden ist. Ob Koch selbst gern ein Idol gewesen wäre, lässt sich nur schwer mit Gewissheit sagen. Erst recht bei diesem Geschichtswissenschaftler aus Norddeutschland mit dem asketisch wirkenden Äußeren: Mehr als einmal in seiner Amtszeit kam er sperrig und spröde im Umgang, unterkühlt und geheimniskrämerischer als nötig daher. Keiner kann in einen Menschen hineinblicken, der das nicht zulässt. Wahrscheinlich tut aber niemand Alexander Koch völlig Unrecht, der ihm größere Stärken im wissenschaftlichen Arbeiten als anderswo bescheinigt. Von diesen Stärken schienen jedenfalls die Museumsstifter überzeugt, die ihn bei seiner Vorstellung 2005 als erklärten Favoriten unter 50 Bewerbern gepriesen – und so auf gewisse Weise schon vorab zu einer Art Idol gemacht hatten. Koch kehrte seinerzeit in die Stadt zurück, an deren damaliger Hochschule für Verwaltungswissenschaften er zu Beginn seiner Laufzeit schon gelehrt hatte. Den Vorschusslorbeeren versuchte er vor allem mit einem ohne Frage publikumswirksamen Programm gerecht zu werden. Da ritten unter anderem Amazonen, Hunnen, Samurai und Wikinger ins Haus am Domplatz. In Speyers öffentliches Leben brachte der ausgewiesene China-Fachmann sich über seinen Beruf hinaus ein – etwa in der Debatte um eine chinesische Partnerstadt. Bei Ausstellungseröffnungen ließ sich fast die Uhr danach stellen, wann er denn kommen würde – Kochs in typischer Art formulierter Dank an Leihgeber und Sponsoren, die „in so vortrefflicher Weise“ zum Gelingen der Schau beigetragen hatten. In Speyer hinterließ das durchaus Eindruck. Für Berlin, wo Koch anschließend spektakulär scheiterte, war es wohl zu wenig. In einem RHEINPFALZ-Interview zu seinem Wechsel sagte Koch vor acht Jahren: „Meine Familie und ich hatten uns darauf eingestellt, hier in Speyer alt zu werden, und ich selbst hatte die Erwartung, eines Tages als Direktor des Historischen Museums der Pfalz in den Ruhestand zu treten.“ Es ist anders gekommen – ganz anders.

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