Wir über uns Pressefotograf berichtet: Respekt und Achtung meiner Arbeit sind am Nullpunkt

Eiszeit für Fotografen: Selbst der Schneemann trägt Maske.
Eiszeit für Fotografen: Selbst der Schneemann trägt Maske.

Wie läuft es hinter den Kulissen der RHEINPFALZ? Darüber informieren Mitglieder der Lokalredaktion in dieser Kolumne. Heute: Fotograf Klaus Landry über ganz besondere Probleme seiner Branche.

Wer kann sich eigentlich noch an die DSGVO, die Datenschutzgrundverordnung erinnern? Sie ist seit fünf Jahren in Kraft und hat die Arbeitsweise eines (Foto-)Journalisten deutlich verändert. Sie brachte eine der größten Einschränkungen in meinem Berufsleben mit sich. Ich weiß nicht, wie oft ich seither starke Motive wieder löschen musste, weil nicht auszumachen war, wer von den Abgebildeten einer Veröffentlichung zugestimmt hatte und wer nicht. Spontane, ungestellte Fotos mitten aus dem Leben sind so gut wie unmöglich geworden. Bürokratie statt Kreativität stehen seitdem im Vordergrund jeder Aufnahme. Zuerst mal muss das Einverständnis abgefragt werden, immer häufiger schriftlich mit Datum und Unterschrift, und erst dann dürfen alle Beteiligten in die Kamera lächeln. Und das am besten völlig überrascht ...

Lange dachte ich, es kann nicht mehr schlimmer werden – aber genauso kam es: Covid und die zunehmende Abneigung gegenüber seriösen Medien erschwerten meine Arbeit zusätzlich. Ein gutes Pressefoto braucht Emotionen! Aber: Ein Kinderlachen versteckt unter einer Maske, während dir das Okular der Kamera durch den eigenen Atem anläuft, ist eher zum Weinen. Spürbar ist in meiner Arbeit auch das Auseinanderdriften der Gesellschaft geworden: Viele Menschen laufen am Limit – geistig, körperlich, finanziell. Das spiegelt sich auf meinen Terminen wider. Sie sind dünnhäutig geworden, genervt und frustriert.

Vertrauen verloren

Auch die Zusammenarbeit mit den Rettungs- und Ordnungsorganen nähert sich einer Eiszeit. Wo wir uns einst in gegenseitiger Anerkennung und vertrauensvollem Verhältnis auf jahrzehntelanger Basis begegnet sind, gibt es heute allzu oft Misstrauen. Respekt und Achtung meiner Arbeit sind am Nullpunkt.

Die gute Nachricht: Es kann nicht mehr schlimmer werden. Licht am Ende des Tunnels ist in Sicht. Die Masken und Corona verschwinden wieder aus dem Alltag. Wären da nicht der Krieg, die Inflation, finanzieller Druck auf allen Ebenen ... Ja, auch in meinem Beruf hat der „Kampf“ ums wirtschaftliche Überleben begonnen. Wie schön war es doch „nur“ mit der DSGVO gewesen ...

Der Autor

Klaus Landry (57) ist seit 35 Jahren mit Leidenschaft als Fotograf für die RHEINPFALZ unterwegs.

Klaus Landry
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