Speyer Nur in Freiheit singt sich’s schön

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Schubertfest für Kinder: Die Sommerresidenz der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die am Donnerstagabend mit einem Konzert in der Gedächtniskirche begonnen hat, enthält auch in diesem Jahr ein Theaterstück für kleine Besucher. „Die chinesische Nachtigall“ nach Hans Christian Andersens Märchen und mit viel Musik von Franz Schubert hatte gestern Nachmittag im Alten Stadtsaal Premiere.

Man darf in dem von Theaterleiter Matthias Folz bearbeiteten romantischen Märchen eine Parabel auf die Freiheit der Kunst und der Musik sehen. Der Kaiser von China (Ricardo Espinosa) lebt in seinem prächtigen Palast, dessen Gärten in einen Wald übergehen. Darin singt am Abend eine Nachtigall so süß, dass niemand sie vergessen kann. Das erfährt der Kaiser aus den Büchern über die Schönheiten seines Reiches. Seine Haushofmeisterin, bezaubernd kindlich-vorlaut gespielt von Mayila Ainiwaer – zugleich die Erzählerin –, soll die Nachtigall zum Vorsingen einladen. Aber wo ist sie zu finden? Das Küchenmädchen (Ewa Doktor, zweite Geige) kennt die Stelle im Wald, wo die von Sopranistin Marie-Sophie Caspar gespielte kleine Sängerin zu hören ist. Sie sitzt da und singt das „Ständchen“ von Schubert, begleitet von einem Staatsphilharmonie-Quintett aus Streichern und Flöte. Der Einladung kommt die freundliche Nachtigall nach und singt vor dem Kaiser das Lied „An die Musik“ so schön, dass ihm die Tränen kommen. Belohnungen weist sie zurück: Durch die Tränen sei sie genug belohnt, sagt sie. Aber der Kaiser versteht das Wesen der Musik nicht und sperrt sie in einen goldenen Käfig, in dem sie traurig das Lied von „Gretchen am Spinnrad“ („Meine Ruh` ist hin, mein Herz ist schwer“) und das der „Mignon“ („Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide“) singt. Eines Tages erhält der Kaiser einen prächtigen goldenen Vogel, der immer das Gleiche singt, wenn er aufgezogen wird. Das ist so herrlich vorhersehbar, dass der mechanische Vogel immer wieder ran muss. Die echte Nachtigall ist längst entflohen. Als aber der Kaiser krank im Bett liegt und der Tod als Schattenspiel nach ihm greift, kommt sie wieder und singt ihn mit dem „Lied an die Nachtigall“ gesund. Nun begreift er endlich, dass die Nachtigall ihre Freiheit braucht: „Dann will ich des Abends dort am Fenster dir vorsingen, damit du froh und gedankenvoll zugleich wirst“, verspricht sie ihm. In genau dieser Stimmung konnten die Zuschauer nach dem zauberhaften kleinen Stück den Saal verlassen. Die Musiker hatten nicht nur Schubert gespielt, sondern auch Kühe muhen, Krähen krächzen und Frösche quaken lassen oder gar Schattenspiele hinter der Leinwand aufgeführt. Überregionale Kultur Termin Weitere Aufführung morgen, 3. Juli, 15 Uhr, im Alten Stadtsaal Speyer. Eintrittskarten gibt es an der Tageskasse.

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