Speyer Nur dem Fisch ist kühl

„Was den Deidesheimern ihr Geißbock, ist den Otterstadtern ihr Karpfen.“ So drückte es zumindest Ortsbürgermeister Bernd Zimmermann aus, als es nach dem Festumzug am Sonntag in der Sommerfesthalle noch einmal richtig offiziell wurde, und die frischvermählten Eheleute André und Rebecca Netter der Schifferstadter Bürgermeisterin Ilona Volk den Karpfen überreichten. Das machen die Otterstadter seit einer Überschwemmungskatastrophe vor vielen Jahren jedes Jahr als Tribut an Schifferstadt, weil sie ihr Vieh auf Schifferstadter Weiden treiben konnten. Das Karpfenfest ist also, wie Zimmermann betonte, nicht einfach ein Volksfest, sondern es hat schon Tradition, das mit dem Fisch. Der Karpfen, die Hauptfigur des Festes, ist seit einigen Jahren aus Brotteig gemacht und wird von den Brühler Kerweborscht, einer Musikgruppe, mitgebracht. Das ist auch gut so, denn den echten Karpfen, die im Bassin auf dem Traditionswagen des Angelsportvereins am Festumzug teilnehmen, hat der Aufenthalt im sonnengewärmten Aquarium bei brütender Hitze vermutlich schon gereicht. Auch noch aus dem Wasser gefischt und symbolisch überreicht zu werden, hätte den Fischen wohl gerade noch gefehlt. Vermutlich wären die Umzugsteilnehmer am liebsten auch in einem großen Pool durch die Straßen von Otterstadt kutschiert worden. So mussten sie vorlieb nehmen mit Wasser-Anwendungen in anderer Art: Immer wieder standen Anwohner mit Gartenschläuchen am Wegrand und haben die Beine der Fußgruppen gekühlt oder ihnen gleich eine komplette Dusche verpasst. Wasser gab’s auch in Bechern, die Anwohner unermüdlich an die Umzugsteilnehmer verteilt haben. Vermutlich haben sie damit das Schlimmste verhindert, wenn auch bei einigen Umzugsteilnehmern, die durch die pralle Sonne marschieren mussten, der Kreislauf versagt hat. Dem Pferd, das Reiter mit Standarte durch die Straßen tragen sollte, war Hitze und Wasserduschen auch zu viel, es machte sich schon gleich zu Beginn des Umzugs mitsamt Reiter aus dem Staub. Trotz allem machten sie gute Miene zum heißen Spiel: die vielen phantasievoll verkleideten Umzugsteilnehmer. Queen Elizabeth hatte Zimmermann kurzerhand wieder ausgeladen, schließlich war die lokale Monarchie vertreten: die Waldseer Karnevalsprinzessin und die Altriper Fischerkönigin. Wenigstens mussten die Brautpaare in Kutsche oder Cabrio nicht zu Fuß gehen und fanden Schatten unter Schirmen. Manch findiger Traktorfahrer hatte auch einen Regenschirm kurzerhand in Sonnenschutz umfunktioniert.

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