Speyer Moderner Rock auf der Baustelle

In der Speyerer Halle 101 kann es derzeit wegen Renovierung gelegentlich „nach Baustelle“ aussehen. Beim Konzert der Reihe „Hallenbeben“ am Samstagabend ist davon allerdings nichts zu merken gewesen. Die Bands Joleen und Cama Grin lieferten modernen Rock.

Für die verletzungsbedingt ausgefallenen Wiener Escape Artists waren Joleen aus Worms mit dem Speyerer Gitarristen Christopher Tautz am Start – nach ihrem wegen Unwetterwarnung ausgefallenen Auftritt bei „Rock am Ring“ (wir berichteten in der Ausgabe vom 6. Juni). Ein Notnagel war das beileibe nicht. Die erste Reihe der Band war komplett bestückt, was die Gitarrenzahl auf drei erhöhte. So etwas gibt’s zwar bei Iron Maiden, die Regel bei Rockgruppen ist das eher nicht. Aber die Wormser hatten sich sauber genug aufeinander eingespielt, um eine schöne fette Soundwand in die Halle zu mauern. Hinzu kamen mehrstimmige, auf Harmonien aufgebaute Gesangslinien und eine treibende Rhythmussektion. Das ist kein ganz neues Rezept, auch wenn sich der Stil als „Nu Rock“ bezeichnen lässt. Spaß macht es aber allemal, und das Talent der Band könnte unter Umständen auch zur großen Bühne reichen. Aus Ludwigshafen kamen Cama Grin mit einer Klampfe weniger. Auch in punkto Bühnenerfahrung sah das noch etwas unbeholfener aus als bei den Wormsern. Nicht immer klang die Rhythmussektion hundertprozentig. Einigen Songs am Anfang ging etwas die Dynamik ab, die bei dem Aufbau zum Refrain hin sicherlich beabsichtigt gewesen war. Mit angestrengt-introvertiertem Gesichtsausdruck arbeitete sich der Schlagzeuger durch die Stücke. Des Rätsels Lösung kam allerdings durch die Ansage: Die Band musste kurzfristig umbesetzt werden, da weder der etatmäßige Schlagzeuger noch der Bassist fürs „Hallenbeben“ zur Verfügung standen. Da sind natürlich nicht die große Routine und Eingespieltheit zu erwarten. Jenseits dieser ungünstigen Umstände war das ordentliches Songmaterial, was das Quintett ablieferte. Stilistisch gar nicht so weit von Joleen entfernt, spielen Cama Grin ebenfalls modernen Rock mit teilweise mehrstimmigen Refrains und eingängigen Hooklines. Das gefiel den zahlreichen jugendlichen Besuchern. Jedenfalls erwies sich das „Hallenbeben“ wiederum als gelungene Teststrecke für hoffnungsvolle junge Bands. Dafür sieht der Bühnenaufbau bei dieser Veranstaltungsreihe nach Wohnzimmer aus – komplett mit olivgrünem Sofa.

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