Speyer Mit Plan im Verkehr unterwegs

Annekatrin Schwarz wohnt in der Speyerer Altstadt und arbeitet in der Erwachsenenbildung der evangelischen Landeskirche in Kaiserslautern. Car-Sharing nutzt die 43-Jährige sowohl für berufliche Fahrten von Kaiserslautern aus, als auch für private Fahrten in der Vorderpfalz. Das Prinzip ist einfach, erklärt sie. „Ich gebe übers Internet ein, wann ich für wie lange ein Auto benötige und bekomme angezeigt, welches Auto frei ist.“ In der Regel klappe das problemlos. Beruflich sowieso, da ihre Termine, für die sie ein Auto benötigt, meist früh genug feststehen, so dass sie eine Woche im Voraus reservieren könne. Privat seien die Termine oft spontaner, aber auch da bekomme sie in den meisten Fällen ein Auto. „Wenn mal kein Auto frei ist, dann überlege ich, ob ich den Termin verschieben kann, oder ob ich etwa mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu einem Auto fahre, das noch frei ist“, erläutert sie. Wenn Schwarz zum Auto kommt, öffnet sie die Tür, indem sie ihre Chip-Karte an ein Lesegerät hält. Im Handschuhfach muss sie an einem anderen Terminal ihre Geheimnummer eingeben und bekommt so den Schlüssel. Sollte das einmal nicht funktionieren – was in den zehn Jahren nur einmal vorgekommen sei –, ruft sie bei einer rund um die Uhr erreichbaren Hotline an und das Auto wird fernentriegelt. In Speyer gibt es sechs Standorte für Teil-Autos. Jahrelang musste Schwarz ein Stück laufen, um zum nächsten Wagen zu kommen, inzwischen steht eins in ihrer Straße. „Ich habe einfach mal mit Stadtmobil geredet, und es hat geklappt. In meiner Straße gibt es keine Parkbeschränkung, ein guter Standort für ein Auto“, sagt sie. „Ich finde es unheimlich praktisch. Ich muss mich um nichts kümmern, muss das Auto nicht in die Werkstatt oder zum Tüv bringen“, sagt sie. „Als ich mal eine Reifenpanne hatte, kam ein Service vorbei, und die Sache war innerhalb von 20 Minuten erledigt.“ In ihrer Flexibilität fühlt sie sich nicht eingeschränkt. Zum Tanken liegt eine Tankkarte im Fahrzeug. Die Autos werden regelmäßig ausgetauscht und sind immer in gutem Zustand. Zugegebenermaßen seien sie eher praktisch als schön, nichts für Leute, die ihr Ego über das Auto definierten. Schwarz hatte seit ihrem 18. Lebensjahr ein eigenes Auto. „Ich musste erst 33 Jahre alt werden, um Car-Sharing zu entdecken“, sagt sie. „Heute täte es mir weh, wenn mein eigenes Auto meist ungenutzt vor sich hingammeln würde.“ Car-Sharing nutzt sie nach eigener Aussage unter anderem aus ökologischem Bewusstsein. Wenn möglich, nutzt sie den öffentlichen Nahverkehr, manchmal würde es aber zu lange dauern, um mit diesem ans Ziel zu kommen. Als Car-Sharing-Mitglied kann sie ein Job-Ticket erwerben und somit die Verkehrssysteme verknüpfen. Finanziell rechne sich Car-Sharing, sagt sie: „Wenn ich das Auto für einen Großeinkauf in Speyer benötige, zahle ich sechs Euro, wenn ich mal für ein paar Stunden nach Landau fahre, sind es 34 Euro.“ Für Singles und Pärchen ist Car-Sharing eine prima Sache, findet die Speyererin. Für Familien, so habe sie aus Gesprächen mit Freunden erfahren, sei das Modell nur bedingt geeignet, besonders dann, wenn die Kinder ständig zu Terminen gebracht werden müssten. Zwar gebe es in den Autos auch Kindersitze. Aber ihre Bekannten hätten etwa Bedenken, dass spontane Fahrten unter Umständen nicht möglich sind, zum Beispiel um mit einem kranken Kind zum Arzt zu fahren. Außerdem müsse man nach der Fahrt alles wieder aus dem Auto mitnehmen. Sie kenne aber auch Familien, die damit liebäugelten, ihr Zweitauto abzuschaffen und stattdessen am Car-Sharing teilzunehmen.

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