Speyer Kampf ohne Chemie

Lichtundurchlässig: Die Folien verhindern die Photosynthese des Gewächses.
Lichtundurchlässig: Die Folien verhindern die Photosynthese des Gewächses.

Der Japanische Staudenknöterich breitet sich im Neustadter Stadtwald immer weiter aus. Forstrevierleiter Jens Bramenkamp warnt vor katastrophalen Folgen und geht mit seinem Team neue Wege: Mit Folien soll dem hartnäckigen Gewächs der Garaus gemacht werden.

Wer im Neustadter Stadtwald unterwegs ist, kann seit Kurzem mit Folien abgedeckte Flächen entdecken. Damit soll der Japanische Staudenknöterich ausgemerzt werden. Denn die invasive Pflanze breitet sich immer weiter aus und verdrängt heimische Pflanzenarten. „Das ist ein echtes Problem“, sagt Revierleiter Jens Bramenkamp. Der Japanische Staudenknöterich stammt aus Asien und wurde im 19. Jahrhundert nach Europa gebracht. In Deutschland hat sich das Gewächs laut Bramenkamp etwa in den 1970er- und 1980er-Jahren breit gemacht, damals aber noch nicht im Wald. Diesen erobere die Pflanze erst seit etwa den 2000er-Jahren, zuletzt aber mit wachsender Geschwindigkeit. „Überall, wo ein Lichtschacht ist, breitet sie sich aus und verdrängt dabei heimische Pflanzen“, sagt er. Der extrem widerstandsfähige Knöterich kann explosionsartig in die Höhe schießen: Bei für ihn guten Bedingungen schafft er ein Wachstum von bis zu 30 Zentimetern pro Tag. Im April legt er los, und an mehreren Stellen in Neustadt hat er bereits eine Höhe von etwa drei Metern erreicht. Der Staudenknöterich gehört zu den Neophyten. Dämme man diese nicht ein, „ist der Kampf irgendwann verloren“, sagt Bramenkamp. Im Wald könnte das auf Dauer katastrophale Folgen haben: „Irgendwann wären die ganzen Hänge voll damit, dann könnten sich auch die Bäume nicht mehr verjüngen“, warnt er. Deshalb müsse man da jetzt unbedingt ran. Was allerdings kein einfaches Unterfangen ist, denn der Knöterich ist hartnäckig. Da sich eine manuelle Bekämpfung sehr aufwendig gestaltet und dazu oft wenig befriedigende Ergebnisse liefert, ist das Mittel der Wahl eigentlich die Chemiekeule. Stichwort Roundup: Das bekannte Breitbandherbizid kann großflächig angewendet oder – noch besser – gezielt injiziert werden, um dem Knöterich den Garaus zu machen. Das kommt im FSC-zertifizierten Stadtwald jedoch nicht infrage. „Wir könnten dafür zwar eine Ausnahmegenehmigung bekommen, wollen aber von Chemie absehen“, betont Bramenkamp. Womit wir bei besagten Folien sind: Diese Art der Bekämpfung wird seit wenigen Jahren vereinzelt in Deutschland praktiziert. Auf einer vom Staudenknöterich befallenen Fläche an der Wallgasse wurde die Methode bereits erfolgreich getestet, nun kommt sie erstmals im Wald zur Anwendung. Die Flächen werden gemäht und gemulcht, dann kommt eine schwarze Folie drauf. Die ist lichtundurchlässig und verhindert die Photosynthese des Knöterichs. Er stirbt ab, und da sich im Sommer unter der Folie große Hitze bildet, verfault er. „Das ist optisch kein Genuss. Aber der Aufwand ist überschaubar, zwei Mann verlegen und kontrollieren die Folien regelmäßig. Und sie kosten nur ein paar hundert Euro“, erläutert Bramenkamp. Schnelle Ergebnisse wie mit Roundup seien damit aber nicht zu erzielen: Mindestens drei Jahre müsse die Folie draufbleiben, um den Staudenknöterich auch tatsächlich zu eliminieren.

x