Speyer Kahlschlag für Naturschutz

DUDENHOFEN. Melanie Mangold vom Naturschutzbund kann verstehen, wenn man beim Anblick des Geländes erst einmal zusammenzuckt: „Die Fläche sieht nun wie eine Wüste aus. Während der Baggerarbeiten schien es, als ob sich eine große Baustelle mitten im Wald befände“, räumt sie ein. Zahlreiche Spaziergänger hätten während der Fällungen der überwiegend 120 bis 140 Jahre alten Kiefern und während der Abtragung des Oberbodens ihren Unmut aufgrund des Eingriffs durch Mitarbeiter des Forstamts Pfälzer Rheinauen geäußert. Die Biologin habe in vielen Gesprächen erhitzte Gemüter beruhigt. Zudem hat sie an mehreren Bäumen am Rand der Fläche Hinweis-Schilder angebracht, die den Grund des Kahlschlags erläutern. „Auf der Düne sollen sich durch natürliche Prozesse nach und nach seltene Tier- und Pflanzenarten ansiedeln, die offene Sandbereiche als Lebensraum benötigen“, sagt die Maßnahmenbetreuerin. Und sie hat sich an die RHEINPFALZ gewandt, um über die Vorgänge im Wald aufzuklären. Die Sanddünen-Freistellung im Dudenhofener Wald ist Teil des Naturschutzprojekts „Lebensader Oberrhein – Naturvielfalt von nass bis trocken“, teilt Mangold mit. Fünf Millionen Euro stelle das Bundesamt für Naturschutz für das Projekt bereit. Für die Freilegung der Düne wenige Hundert Meter nördlich des Dudenhofener Schulzentrums sei ein vierstelliger Euro-Betrag fällig geworden, sagt sie. Projektpartner des Bundesamts sind die Naturschutzbund-Landesverbände Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Durch eine Vielzahl an Maßnahmen soll binnen sechs Jahren, auf diesen Zeitraum ist das Großprojekt angelegt, die biologische Vielfalt im sogenannten Hotspot „Nördliche Oberrheinebene mit Hardtplatten“ erhöht werden, erklärt das Bundesamt für Naturschutz auf seiner Homepage. Im Bereich der kürzlich freigelegten Düne bei Dudenhofen habe Mangold im Herbst vergangenen und im Frühjahr dieses Jahres eine Bestandserhebung der Flora und Fauna vorgenommen, um Veränderungen dokumentieren zu können. Im Randbereich der Düne sollen demnächst einige wenige Gehölze wie Öhrchenweiden, Saalweiden und Faulbäume gepflanzt werden, sagt die Biologin, die beim Naturschutzbund angestellt ist. Der Sandhügel selbst soll sich durch herbeigewehte Samen und zugewanderte Tiere, die auf solche Standorte angewiesen sind, in ein wertvolles Biotop verwandeln. Laut Mangold ist eine Besiedlung nicht allein vom Bundeswehrgelände und der großen Speyerer Düne (Ameisenberg) her zu erwarten. „Die Gemeinde Dudenhofen hat in den vergangenen Jahren bereits einige kleinere Dünen freigestellt“, erklärt sie. Die neu hinzugekommene, etwas größere offene Düne soll sich laut Mangold zu einem wichtigen Teil des sogenannten Biotopverbunds entwickeln. Dieser Verbund werde in naher Zukunft weiter wachsen, da der Bundesforst noch vor dem Abzug der Bundeswehr Ende 2016 mehrere Dünen-Freistellungen im Bereich des Truppenübungsplatzes plane. Zur Pflege der neu freigelegten Düne habe sich die Gemeinde Dudenhofen verpflichtet, informiert Mangold. Besonders das Herausziehen von nachwachsenden Kiefern sei nötig, um die Fläche offen zu halten. Die Wurzelstöcke der gefällten Bäume verblieben dagegen im Boden. Dazu habe ihr der Dünenexperte Erich Bettag geraten, sagt die Biologin. Der Dudenhofener erwarte, dass sich die Wurzeln schnell zersetzen und sich auf dem Sandhügel für Binnendünen typische Pflanzen wie etwa Silbergras ansiedeln werden. An Insekten dürften sich verschiedene Sandbienen- und Wespenarten einstellen. Mangold glaubt, dass der geplante Dünenlehrpfad und die vorgesehene Ausweisung des Sanddünengeländes als Naturschutzgebiet („Zur Sache“) wesentlich zur Verbesserung der Lebensbedingungen von seltenen Tier- und Pflanzenarten beitragen würden. Nicht zuletzt seien das Verständnis und das Wohlwollen der Bürger für das Gelingen der einschneidenden Maßnahme notwendig.

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