Speyer „Ja, es ist anstrengend“

Leitet die Landeszentrale für politische Bildung: Kreisbeigeordneter Bernhard Kukatzki.
Leitet die Landeszentrale für politische Bildung: Kreisbeigeordneter Bernhard Kukatzki.

«Mainz/Ludwigshafen.»Seit 15 Monaten leitet Bernhard Kukatzki die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) in Mainz. Der 57 Jahre alte SPD-Politiker aus Schifferstadt hatte dafür im November 2016 seine Kandidatur für die Landratswahl im Rhein-Pfalz-Kreis aufgegeben. Erster Kreisbeigeordneter ist er immer noch. RHEINPFALZ-Redakteurin Waltraud Werdelis wollte von ihm wissen, wie er beide Ämter unter einen Hut bekommt.

Herr Kukatzki, was genau machen Sie eigentlich als Direktor der LpB Rheinland-Pfalz?

Die Landeszentrale in Mainz ist eine überparteiliche Einrichtung der Landesregierung, sie soll politische Bildungsarbeit leisten und die Ausbildung eines demokratischen Bewusstseins fördern. Wir bieten rund 100 Veranstaltungen im Jahr an, zum Beispiel Seminare, Vorträge und Bildungsreisen, unter anderem nach Israel. Wir haben 330 eigene Publikationen, die wir an Interessierte abgeben, eine Bibliothek mit 20.000 Medien zu Politik und Geschichte und wir sind Träger zweier KZ-Gedenkstätten. Als Direktor so einer Einrichtung mit 35 Festangestellten, 30 geringfügig Beschäftigten und einem Haushaltsvolumen von 3,2 Millionen Euro muss ich viele Personal-, Bau- und Geldangelegenheiten klären. Außerdem bin ich für eines von vier Referaten zuständig: für Grundsatzfragen, Landeskunde, Landesgeschichte, das Thema Naher Osten und für internationale Kontakte. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Ihr Ehrenamt als Erster Kreisbeigeordneter? In dieser Funktion sind sie für die Sachgebiete Jugend, Eingliederungshilfen, Soziales, Senioren und Betreuung zuständig. Das könnten Sie jeden ehrenamtlichen Ortsbürgermeister fragen, der berufstätig ist, oder auch den Kreisbeigeordneten Volker Knörr. Aber ja, meine Arbeit in Mainz ist anspruchsvoll und anstrengend, und zusammen mit dem Ehrenamt im Kreis bleibt mir da eigentlich keine Freizeit mehr. Was meine Aufgaben für den Landkreis betrifft: Die Leiter von Jugendamt und Sozialamt, Thomas Baader und Heribert Werner, sind zwei sehr gute Mitarbeiter, und in Zeiten moderner Kommunikationsmittel muss ich nicht dauernd persönlich anwesend sein, wenn etwas zu besprechen ist. Ansonsten versuche ich, Termine an Wochenenden wahrzunehmen oder aber möglichst früh oder spät an einem Arbeitstag. Für Ausschusssitzungen kann ich mich wie jeder andere vom Arbeitgeber freistellen lassen. Außerdem nutze ich den Überstundenabbau für Termine im Landkreis. Was sind für Sie als LpB-Direktor und Kreisbeigeordneter im Moment die drängendsten Fragen und wichtigsten Themen? Wenn ich an die Gedenkstätten der Landeszentrale, KZ Osthofen und SS-Sonderlager/KZ Hinzert denke, lautet eine wichtige Aufgabe, die Erinnerungskultur nachhaltig weiterzuentwickeln. Dringend ist auch das Thema Social Media, denn der zunehmende Gebrauch sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter verändert die Gesellschaft und die gesellschaftliche Debatte. Im Landkreis liegt mir die Integration von Flüchtlingen sehr am Herzen. Der Kreis hat ja vor einem Jahr die Aufgabe der Unterbringung und Betreuung von Asylbewerbern den Gemeinden übertragen. Das klappt ganz gut, aber in einigen Orten müsste die Integrationsarbeit mehr unterstützt werden. Außerdem hoffe ich, den Kreistag überzeugen zu können, dass wir bei der freiwilligen Aufgabe der Schulsozialarbeit mehr machen sollten. Präventionsarbeit zur Senkung der Kosten für soziale Sicherung ist ein weiteres Thema. Und es wäre schön, wenn ich in meinem Amt noch erleben könnte, dass das fertige inhaltliche Konzept für die Jugendfreizeitstätte Mechtersheim baulich umgesetzt wird.

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