Speyer Hohenfeldsches Haus: Hinweise auf „braune“ Geschichte

1935: „Braunes Haus“ als Sitz der NSDAP mit Werbung der gleichgeschalteten Zeitung „NSZ Rheinfront“.
1935: »Braunes Haus« als Sitz der NSDAP mit Werbung der gleichgeschalteten Zeitung »NSZ Rheinfront«.

Nach der Entscheidung des Stadtrats für eine überwiegend kulturelle Nutzung des Hohenfeldschen Hauses in der Maximilianstraße 99 gibt es weitere Nutzungsvorschläge. Hingewiesen wird dabei auf die Rolle des Gebäudes im Nationalsozialismus.

Der Stadtrat hatte sich einem Antrag der Linken angeschlossen: Demnach soll nach dem Auszug des Antiquariats Marsilius von Gabriele und Georg Hienzsch im Mai nicht wie zunächst vorgesehen die städtische EDV-Abteilung in die repräsentativen Räume bei Stadthaus und Dom einziehen. Nun wird eine kulturelle Nutzung gesucht. Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD) über das Vorgehen: „Wir werden intern beraten und ein Konzept erstellen, wie die Räumlichkeiten zünftig genutzt werden können. Dies wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Bis dahin befinden wir uns zurzeit in Gesprächen mit örtlichen Galeristen, um die Räumlichkeiten für eine Ausstellung zu nutzen.“

Seiler nimmt auch eine Anregung von Bürger-Seite zustimmend zur Kenntnis, die Axel Elfert, Vorsitzender des Stadtverbands im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), stützt: Demnach sollte die Geschichte des Hauses aufbereitet werden, zu dem auch Jahre als Sitz der NSDAP gehören. „Gerade die Zeit des braunen Terrors darf bei der weiteren Nutzung des Gebäudes und im Gedächtnis der Speyerer Bürger nicht vergessen werden“, so Elfert.

Noch weitgehend im Originalzustand

Einige Zeit war das spätbarocke Gebäude wegen dieser Geschichte als „Braunes Haus“ bezeichnet worden, bevor sich wegen seiner Farbe das „Blaue Haus“ eingebürgert hatte. Inzwischen ist aus dem blauen ein rötlicher Anstrich geworden. Im Stadtarchiv sind laut Stadt historische Adressbücher verfügbar, die das Haus als Sitz der NSDAP ausweisen. Eine Fotografie von 1935 zeigt es mit einem Werbeaufdruck der damals gleichgeschalteten Zeitung „NSZ Rheinfront“.

Das um 1700 errichtete Haus ist noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Hohenfeldsches Haus wird es genannt, weil in den 1780er-Jahren Domherr von Hohenfeld darin wohnte, ebenso die Familie der Schriftstellerin Sophie von La Roche. Laut Stadtarchiv gehörte es 1901 noch dem Domkapitel. 1950 sei es im Besitz der Landesversicherungsanstalt gewesen, habe aber auch das städtische Sozialamt und das Amt für Wohnraumförderung beheimatet. 1956 gehörte es der Stadt, die bis 1995/96 ihr Sozialamt darin unterbrachte, danach zeitweise den Eigenbetrieb Stadtentsorgung.

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