Speyer Hirschkäfer: In der Luft macht er keine gute Figur

Zwischenlandung: Käfer am Baumstamm.
Zwischenlandung: Käfer am Baumstamm.

Es kreucht und fleucht im Garten. Es zwitschert, summt und brummt. Insekten, Vögel und kleine Wildtiere machen es sich rund ums Haus gemütlich. Es gibt viel Neues zu entdecken, manches nach langer Zeit wieder zu sehen. Wir sind gespannt auf das Getier in den Gärten unserer Leser. Heute präsentieren Erwin Weick und Benno Würzer Hirschkäfer.

Benno Würzer bezeichnet seinen Garten in Otterstadt als „von Menschenhand gelenkte Wildnis“. Darin habe er kürzlich den ersten Hirschkäfer seines Lebens entdeckt, erzählt er vom überraschenden Fund der bedrohten Tierart.

Fürs Foto-Shooting habe sich der Geweihträger dann auch bereitwillig auf den Griff der Gießkanne setzen lassen, hebt sich dort farblich sehr gut ab. „Ich weiß nicht, woher er gekommen ist und auch nicht, wo er hingegangen ist“, sagt Würzer. Der Otterstadter ist überzeugt, dass sich der Hirschkäfer in seinem Garten eingerichtet hat. „Bei mir ist er nicht bedroht.“

Würzer bedauert, dass es inzwischen immer weniger naturnahe Gärten gibt. Für ihn liegt das am „deutschen Auge“. Es sei so an Ordnung orientiert, dass es nichts zulasse, was aus diesem Rahmen falle.

Am ersten Tag nach dem „Lockdown“ sei er in einem Biergarten in Neuhofen eingekehrt, berichtet Erwin Weick vom Glück neu gewonnener Freiheit. Am Sehnsuchtsort habe das Glück noch einmal angeklopft, erzählt der Speyerer. „An einem Baum habe ich einen Hirschkäfer entdeckt.“ Den hat Weick in seinem Mobiltelefon verewigt und jetzt auch der RHEINPFALZ zur Verfügung gestellt. „Die Freude daran will ich gerne teilen“, sagt er.

Größter heimischer Käfer

In Jürgen Walter vom BUND haben die Hobbyfotografen einen Anhänger des bedrohten Hirschkäfers gefunden. Der Biologe, der auch im Speyerer Naturschutzbeirat aktiv ist, gerät angesichts des inzwischen seltenen Anblicks ins Schwärmen. Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) ist demnach unser größter heimischer Käfer, der seinen Namen wegen des geweihartig vergrößerten Oberkiefers der Männchen trägt. „Er verhält sich auch wie ein Hirsch“, sagt Walter.

Im Gegensatz zum Wildtier lebe er jedoch unter der Erde oder unter morschem vermoderten Holz. „Seine Larven brauchen durchschnittlich fünf Jahre, bis sie sich verpuppen“, erklärt der Experte. „Als Käfer lebt er dann nur noch maximal ein Vierteljahr.“

Totholz sei extrem artenreich, erklärt er die Bedeutung naturnaher Gärten für zahlreiche Tiere. Der Hirschkäfer mache sich zudem für die Humusbildung nützlich. Dass er trotz seiner Größe fliegen kann, beeindruckt Walter immer noch. „Das ist eine Mordsleistung, auch wenn der fliegende Hirschkäfer nicht besonders elegant wirkt.“

Gerne halte er sich in Eichen und auch auf Streuobstwiesen auf, zu seinen Lieblingsspeisen gehörten Pflanzensäfte, die der Käfer auflecke. „Die Weibchen nagen die Pflanzen auf, damit sich auch die Männchen daran laben können“, beschreibt Walter die klare Rollenverteilung in der Familie der Hirschkäfer.

Mitmachen

Die RHEINPFALZ freut sich über Fotos und Geschichten weiterer Gartenfunde in Speyer und Umland. Wer Insekten, Vögel oder kleine Wildtiere neu oder wieder entdeckt, kann ein Foto und seine Telefonnummer an redspe@rheinpfalz.de schicken. Wir rufen zurück und Sie können die Geschichte dazu erzählen. Ein BUND-Experte bewertet die Sache.

Guter Kontrast: Käfer auf grüner Gießkanne.
Guter Kontrast: Käfer auf grüner Gießkanne.
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