Speyer „Helau-lujah“ im Tabakschuppen

Fasnacht an Allerseelen? In Absprache mit Pfarrer Josef Metzinger hat der Kultur- und Heimatverein Harthausen am Sonntag „Humor aus Mainz“ in den Tabakschuppen gebracht. Drei Mainzer Hofsänger, Mezzosopranistin Judith Christ sowie „Obermessdiener“ und TV-Sitzungspräsident Andreas Schmitt haben den Glanzpunkt der Feierlichkeiten im 20. Vereinsjahr gesetzt.

Mit dreifachem „Helau-lujah“ hat Andreas Schmitt die Kampagne im restlos ausverkauften Tabakschuppen schon vor dem 11. November eingeläutet. Wie die Hofsänger Stefan Zier, José Wolf, Pianist und Moderator Andreas Leuck und Christ ging er gezwungenermaßen mit dem Publikum auf Tuchfühlung. Dicht an dicht saßen die Fasnachtsliebhaber vor der provisorischen Bühne, auf der – wie in den Stuhlreihen – Beinfreiheit nicht zum Programm gehörte. Den Walzer zum Liebesduett „Lippen schweigen“ aus Franz Lehars Operette „Die lustige Witwe“ deuteten Christ und Zier des-halb vorsichtshalber nur an. Wolf – für den im Programm angekündigten, wenige Stunden vor dem Auftritt in der Pfalz erkrankten Frank Häser kurzfristig eingesprungen – setzte mit dem „Ehrenwerten Haus“ von Udo Jürgens, „Somewhere over the Rainbow“ oder gemeinsam mit Christ und Zier mit „The Rose“ besondere musikalische Akzente. Zuvor hatten sich die Sänger Hymnen an den Wein gewidmet: „100 volle Gläser möcht’ ich leeren“ machte Zier zur Herzensangelegenheit, „Heut’ hab’ ich ein Schwipserl“ aus Paul Abrahams Operette „Blume von Hawaii“ brachte Christ mit roter Federboa und viel komödiantischem Talent auf die Tabakschuppen-Bühne. Später wechselte die Mezzo-Sopranistin in spanisches Outfit und ins Opernfach: Zur Arie „Habanera“ aus George Bizets „Carmen“ summten die Zuhörer begeistert mit. 140 Kilogramm bringt Schmitt, das Mainzer Fasnachts-Urgestein, nach eigenen Angaben auf die Waage – mindestens ebenso schwer wiegen seine gereimten Pointen. Drei seiner Fernsehsitzungs-Vorträge – darunter den der abgelaufenen Kampagne – hat er den Harthausenern am Sonntag noch einmal präsentiert. Ungläubig starrte der Obermessdiener aus der Landeshauptstadt auf das Wasserglas, das ihm die Organisatoren gegen mögliche Kehlen-Trockenheit reichten. Er sei schon vorgewarnt worden, sagte Schmitt dazu: „Die Pfalz wird evangelisch.“ Nüchtern berichtete er von seiner Weiterbildung im Vatikan, von Beicht-Geheimnissen, gefallenen „AD-AC-Engeln“, der Fernseh-Fasnacht – „das Pontifikalamt für Politiker“ – und erklärte mit Bischof Tebartz-van Elst, warum Limburger Käse stinke. Viel Tiefgang steckte in Schmitts Aufruf zu Toleranz der Mainzer und Kaiserslauterer Fußballfans oder mit abschreckenden Beispielen wie „Paris Hilton“. „Bei uns könnt ihr lernen, wie man einen Flughafen baut.“ Damit lud Schmitt Berliner in die Landeshauptstadt ein und fasste seine Einschätzung des Katholizismus am Ende so zusammen: „Es wäre eben alles nur halb so schwer, wenn nur das Zölibat nicht wär’.“ Ein letztes „Helau-lujah“, dann kehrte der Mainzer Fasnachter im Messgewand zurück ins Tabakschuppen-Foyer – zu Sekt und Fleischwurstbrötchen.

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