Speyer „Gelernt habe ich Friseur“

Lingenfeld. Peter Althof gilt als Deutschlands bekanntester Bodyguard. Der 60-jährige Nürnberger hat schon Michael Schumacher, Muhammad Ali, Boris Becker und die Deutsche Fußballnationalmannschaft beschützt. Nächste Woche gibt er einen Lehrgang in Lingenfeld. Im Interview mit Sebastian Eder spricht er über den Kurs, seine extremsten Erfahrung und darüber, warum er seine Lizenz wegen Körperverletzung abgeben musste.

Herr Althof, würden Sie sich für Ihren Klienten in einen Schuss werfen?

Das kommt auf die Situation an, so allgemein kann man das nicht beantworten. In erster Linie geht es darum, seinen Klienten in Sicherheit zu bringen. In einer Situation wie in Paris, wo Bewaffnete einen vollen Konzertsaal gestürmt und in die Menge geschossen haben – was willst du da machen? Da bringt es nichts, wenn ich in den Strahl eines Maschinengewehres renne. Ich bin nicht Superman. Wie wird man Bodyguard? Ich habe als Sicherheitsmann bei Konzerten angefangen, ZZ TOP, ACDC, solche Bands. Dann habe ich irgendwann das Angebot bekommen, die Nationalmannschaft zu betreuen, damals, als Berti Vogts Trainer war. Vier Jahre habe ich das gemacht und habe bis heute Kontakt zu „Icke“ Häßler, Mario Basler und Mehmet Scholl. Ich war sogar dabei, als Thomas Strunz seine spätere Frau kennengelernt hat. Was hat Sie für den Job qualifiziert? Ich war Kampfsportler. Ich habe als Kind immer schon Kung Fu-Filme geschaut. Angefangen habe ich selbst mit Judo, dann habe ich Taekwondo, Boxen und Kickboxen gemacht. Im Vollkontaktkarate, wie das Kickboxen damals hieß, habe ich 72 Kämpfe gemacht und bin 1976 in Innsbruck Europameister geworden. Gelernt habe ich eigentlich Installateur, dann Friseur und dann bin ich zur Bundeswehr und habe die Militärpolizei trainiert. Seit 1975 habe ich eigene Kampfsportschulen. Meine Schule in Nürnberg hat heute 300 Mitglieder. Ich bin jetzt 60 Jahre alt und immer noch als Bodyguard aktiv. Obwohl ich mir grade mal wieder die Hand angeknackst habe, zweimal war sie schon gebrochen. Was war Ihr beeindruckendstes Erlebnis? Jennifer Lopez, Mariah Carey und Tiger Woods waren die Kunden, die mir am besten in Erinnerung geblieben sind. So viel bekommt man von den Leuten aber nicht mit, man muss ja seinen Job machen. Vorab schicken wir Leute an die Orte, die sich das Umfeld anschauen und dann muss man mit Argusaugen alles beobachten. Die Prominenten begleitet man dann zum Beispiel in der Diamantenformation, aber es gibt auch viele andere Formationen. Bis heute hatten wir immer alles im Griff, ohne Waffengewalt einsetzen zu müssen. Was war Ihr kritischster Einsatz? Ich habe mal jemand aus dem Kriegsgebiet in Sarajevo geholt. Das war das Schlimmste, was ich je erlebt habe, da zählte kein Gesetz mehr. Ansonsten ist es meistens nicht so aufregend wie im Film, die Sängerin verliebt sich auch nicht in den Bodyguard (lacht). Wobei man sagen muss, dass Kevin Costner in dem Film „Bodyguard“ das sonst sehr gut gespielt hat. Zu 99 Prozent hat das gepasst. Gibt es absolute Sicherheit? Nein, wenn Sie 100-prozentige Garantie wollen, müssen Sie eine Waschmaschine kaufen, aber auch da läuft die Garantie irgendwann ab. Sie selbst sind mal wegen Körperverletzung verurteilt worden und haben Ihre Lizenz als Bodyguard abgeben müssen. Was war da los? Da hatte ein Typ meine schwangere Frau belästigt und ich habe ihn deswegen von den Beinen gehoben. Das war ein Fehler, weil man als Kampfsportler sehr zurückhaltend sein muss, sonst kennt der Richter kein Pardon. In einem anderen Fall wollte ich nur jemandem helfen und dann haben alle gegen mich ausgesagt. Es ist wichtig, dass man immer Zeugen dabei hat, selbst wenn man jemandem hilft. Andererseits ist es unterlassene Hilfeleistung, wenn man nichts macht, das ist ein schwieriges Feld. Aber ich habe für meine Fehler gebüßt und darf schon lange wieder als Bodyguard arbeiten. Was erwartet die Leute in Ihrem Kurs in Lingenfeld? Ich zeige, wie man sich mit Alltagsgegenständen verteidigen kann, zum Beispiel mit einer Zeitung wie der RHEINPFALZ. Ansonsten geht es um die Abwehr von Fuß- und Schlagtechniken und andere Nahkampf-Techniken. Wir sind drei Trainer und bieten quasi ein Rundum-Programm zum Thema Selbstverteidigung an. Info Ein „Personenschutz-Lehrgang mit Deutschlands bekanntestem VIP-Bodyguard Peter Althof“ findet am Sonntag, 10. April, ab 12.30 Uhr im Top Fit Studio Im Oberwald 8 in Lingenfeld statt. Es geht um die Abwehr von Fuß- und Schlagtechniken, Nahkampftraining, Zugriffe, Strategien und Taktiken im Personenschutz. Anmelden kann man sich für 39 Euro bei Veranstalter Peter Gschwind unter der Telefonnummer 0176 67753283 oder per E-Mail an info-detektei-eventservice@t-online.de.

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