Speyer „Gegen Neuer habe ich sogar ein Tor gemacht“

Bringt seine Erfahrung ein: Tim Bauer vom FV Dudenhofen beim Spiel in Eppelborn.
Bringt seine Erfahrung ein: Tim Bauer vom FV Dudenhofen beim Spiel in Eppelborn.

Tim Bauer steckt aktuell mit dem FV Dudenhofen im Abstiegskampf der Fußball-Oberliga. Er kickte in der Jugend-Nationalmannschaft, spielte für den VfR Aalen in der 3. Liga und traf gegen Manuel Neuer. Mit einem Weltmeister spielte er auch zusammen. Doch zum Bundesliga-Profi reichte es nicht. Im Gespräch mit Nico Henrich sieht Bauer das entspannt und erklärt, wie es damals war.

Warum bleiben Sie in Dudenhofen?

Es macht einfach Riesenspaß. Wir haben eine geile Truppe. Es ist meine zweite Saison beim FVD, wobei man die erste Saison nicht zählen kann. Ich bin mit Kreuzbandriss vom SC Hauenstein gekommen und habe lange gebraucht. Dann wurde ich unglaublich gut aufgenommen. Nach einem halben Jahr habe ich dann den Job bei Christian Schultz bekommen. Dafür bin ich ihm sehr, sehr dankbar. Das weiß er auch. Hält der FVD die Klasse? Irgendwie haben wir es die letzten Spiele immer geschafft, zu punkten. Wir haben Tuchfühlung an die Nicht-Abstiegsplätze, und das war das Ziel. Am Anfang haben wir zurecht Lehrgeld bezahlt. Wenn sechs Mannschaften absteigen, muss man ehrlicherweise sagen, es wird brutal schwer. Wir versuchen aber, über den Strich zu kommen. Das ist realistisch. Wir müssen punkten, und zwar öfter als in der Hinrunde. Wie helfen Sie der Mannschaft? Durch meine Erfahrung bringe ich eine gewisse Ruhe in unseren Spielaufbau. Wir haben gemerkt, dass wir nur wenige Fehler machen dürfen, haben aber zu viele gemacht. Man merkt, dass sich viele am Anfang erst an die Oberliga gewöhnen mussten. Durch meine Erfahrung aus höheren Spielklassen und mein Alter kann ich der Mannschaft nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz helfen. Sie haben lange für Deutschlands U-Nationalmannschaften gespielt, mit Weltmeister Lukas Podolski, mit Mario Gomez, Rene Adler, Christian Gentner, Marcell Jansen. Besteht Kontakt? Der Kontakt ist mit der Zeit abgerissen. Fußball ist so schnelllebig. Ich habe von der U15 bis zur U20 für Deutschland gespielt und es aus verschiedensten Gründen nicht geschafft. Ich trauere dem nicht nach. Sie wechselten aus der Jugend von Waldhof Mannheim zum SV Werder Bremen. Wie kam das zustande? Auf den Länderspielen waren immer Scouts da. Dann kam die Anfrage von Werder. Sie haben mich kontaktiert. Ich war 15 Jahre alt und bin mit meinen Eltern nach Bremen gefahren und habe mir alles angeschaut. Für mich gab es damals keine andere Option, als Profifußballer zu werden. Ich habe nicht lange überlegt und mich dafür entschieden. Ich musste die zehnte Klasse dann abbrechen und sie in Bremen beenden. Danach wollte ich alles auf die Karte Fußball setzen. Meine Eltern haben aber gesagt, ich soll eine Ausbildung machen. Im Nachhinein war das die richtige Entscheidung. Wie ging es in Bremen weiter? Ich bin zu den Amateuren gekommen und war nicht weit weg von der ersten Mannschaft, war auch im Trainingslager dabei. Ich bin immer über den Fleiß und Einsatz gekommen. Aber ein Beispiel: Aaron Hunt, heute Bundesliga-Profi, ist ein Jahr jünger als ich, und trotzdem hat man gesehen, dass er einfach besser ist, Punkt. Sind Sie ein Bremen-Fan geworden? Nein, aber wenn Werder samstags in der Bundesliga spielt, schaue ich schon genauer hin. Welche Erfahrungen konnten Sie aus dieser Zeit mitnehmen? Ich habe vor allem von den Trainern viel mitgenommen. Sie haben mich wirklich am meisten geprägt. In Aalen war Ralph Hasenhüttl, heute RB Leipzig, Ihr Trainer. Wie war’s? In der Vorrunde habe ich unter Rainer Scharinger jedes Spiel gemacht. Im letzten Spiel habe ich mir einen Innenbandriss zugezogen. Dann kam Hasenhüttl, und ich habe in der Vorbereitung kaum trainiert. Mein Konkurrent hat es auf der Position dann gut gemacht und die Chance genutzt. Damals habe ich das nicht so verstanden wie heute. Ich war nie ein Typ, der den Mund hält. Sein Werdegang überrascht mich nicht. Hasenhüttl ist ein sehr guter Trainer. An was erinnern Sie sich aus dieser Zeit besonders gerne? In der ersten Runde des DFB-Pokals 2010 habe ich mit Aalen gegen Manuel Neuer ein Tor geschossen, immerhin gegen einen späteren Welttorhüter. Auch die Europameisterschaft mit der U17 in Dänemark war unvergesslich, in der 3. Liga bei Dynamo Dresden vor 25.000 Menschen zu spielen natürlich auch. Solche Dinge vergisst man nicht. Gibt es heute noch Kontakt zu ehemaligen Weggefährten? Mit Marco Grüttner von Jahn Regensburg und Aytac Sulu, der heute bei Darmstadt 98 spielt. Auch andere sind für mich wirklich Freunde geworden. Auch nach Worms, wo ich eine super Zeit hatte, komme ich gerne zurück, wenn wir dort beispielsweise ein Freundschaftsspiel haben. Hätten Sie etwas anders machen sollen? Wenig, ich habe immer auf mich geschaut und Gas gegeben. Wichtig ist mir, dass ich mein Gesicht nie verloren habe, was im Fußball nicht einfach ist.

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