Speyer Friedemann Eichhorn mit seinem Phaeton-Trio im Historischen Ratssaal

Das Phaeton-Trio begeisterte.
Das Phaeton-Trio begeisterte.

Für den in Speyer aufgewachsenen Geiger Friedemann Eichhorn war das Resonanzen-Konzert mit dem von ihm angeführten Phaeton-Klaviertrio am Freitagabend im voll besetzten Historischen Ratssaal ein erfolgreiches Heimspiel.

In Trios von Beethoven, Dvorak und Fazil Say musizierte der Violin-Solist und -Pädagoge zusammen mit Cellist Peter Hörr und Pianist Florian Uhlig in mitreißendem Zugriff und voll sensitiven Ausdrucks auch in abgeklärte Passagen.

Eichhorn übertrug seine Inspiration mit Blickkontakt und lebendiger Körpersprache auf seine beiden Mitspieler. Das deutete sich bereits in seiner Programm-Moderation an, in die er seine Mitspieler einbezog. Das Programm des Trios war glücklich kombiniert und erinnerte an manchen der größten Kammermusikabende im Ratssaal: Nach Beethovens in Sonatensatz-Manier gefertigtem Geistertrio hörte man die klangsinnige Fantasie über einen Satelliten-Ausstieg von Say und das in lockeren Langsam-Schnell-Dualen gefertigte Dumky-Trio Dvoraks.

Vom nahtlosen Zusammenspiel der drei Künstler gerade an den Nahtstellen der Kompositionen war bereits die Rede. Im Detail bestach Eichhorns Geigenspiel mit sattem Ausdruck und Intensität. Mit wacher Präsenz steuerte er über seinem digitalen Tablet-Notenpult das Ensemble. Pianist Uhlig entfaltete einen hell-perlenden Glockenklang, überzeugte mit lockerer und gebrochener Akkordik und leichtgängigen Tremoli.

Cellist Hörr grundierte sonor und nahm mit seinem samtenen Melos-Spiel ein. Alle drei musizierten blutvoll, ließen sich von exzessiver Rhythmik passioniert fortreißen, hatten aber ebenso auch das Gespür für behutsame, nach innen gekehrte Diminuendi und Abtönungen. Das kam gerade der Zugabe für den begeisterten Applaus, Beethovens Wiegenlied-Satz aus seinem Gassenhauer-Trio op. 11, zugute.

Sprung von ganz oben

Die Novität des Abends, Fazil Says 13-minütige Fantasie über den Ausstieg eines Extremsportlers aus einem Satelliten in der Stratosphäre mit dem Titel „Space Jump“, setzte stark auf koloristische Effekte. Kinderliedhafte Folgen am Beginn und Ende standen für die Winzigkeit der Erde bei der Sicht aus dem All.

Pizzicati sollten wohl ängstliches Bubbern vor dem Absprung vermitteln, wilde Glissandi und ein rabiater Klaviertanz suggerierten das Niedersausen des Aussteigers. Motorisch schnelle Wirbel mochten das Eintauchen in unsere Atmosphäre bedeuten. Eine lyrische Melodie klang aber auch unisono durch die drei Instrumente: Die Erde hatte uns wieder.

Eine aparte Tonmalerei für das Thema „Grenzgänge“ der aktuellen Resonanzen-Reihe des Kulturbüros.

Surfen in Böhmen

Die Grenzen zwischen langsam und schnell, verhalten und spritzig, besinnlich und ausgelassen hat Dvorak in seinen sieben Dumkytrio-Sätzen ständig gewechselt. Die Phaeton-Musikanten surften da voll hinein und ließen unvermittelt dem schwermütigen Ernst in dunklen Tönen das aufgekratzte Leben in rasanter Beschleunigung folgen. Man erfreute sich an launigem Zugriff, farbiger Tonqualität, verwegenen Aufschwüngen und echtem spielerischem Feuer. Immer wieder ward man aus verhaltener Besonnenheit flugs in den sprudelnden böhmischen Tanzgestus gehoben, der in entfesselten Wirbeln kulminierte. Das nahtlose Zusammenspiel der Akteure trug gerade hier beste Früchte.

Strahlkraft Beethovens

Beredt und zupackend war dem Phaeton-Trio eingangs auch Beethovens Geistertrio gelungen. Der Strahlkraft blieben die Akteure nichts schuldig. In lebendiger Dramatik wurde der Kopfsatz mit markant ausgespielter Thematik entfaltet, wurden griffige Expositionen und beherzte Akzente gesetzt. Entspannte Passagen strahlten zuweilen sogar Charme aus. Der Finalsatz ward nicht nur in purer Geläufigkeit abgespult, sondern auch hier wurden bis ins Stürmische mit Leidenschaft Schwerpunkte markiert. Spannungsvoll wurde das entrückte Largo mit seinen bedrohlichen Tönen durchschritten. Das Klavier brodelte geheimnisvoll unter den blutvoll aufspielenden Streichinstrumenten.

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