Speyer freistoss:

Wochenend’ und Sonnenschein, dazu die manchmal echt tollen Sonderangebote der Bahn und schon machte sich eine Familie aus Harthausen am Samstag auf zum Ausflug nach Stuttgart. In Karlsruhe ging’s dazu in die Regionalbahn. Dieses günstige Beförderungsmittel, das zulässt, außerhalb von ihm mal ein Bierchen oder Ähnliches zu genießen, ohne dass gleich der „Babbedeggel“ weg ist, nutzten parallel ein paar Fußballfans. Auch wenn sich nicht alle gleich zu erkennen gaben, die Trikots ihres Lieblingsvereins erst kurz vor dem Hauptbahnhof der Schwaben-Metropole hervorkramten und überstreiften, so erkannten unsere Reiselustigen doch schnell und klar: Die müssen unterwegs sein zum Bundesligaspiel des heimischen VfB gegen Eintracht Frankfurt. Ob die Fans nun den Hessen oder den Stuttgartern den Daumen drückten, sie kamen gut miteinander aus. Manche Frotzelei angesichts des mäßigen Saisonstars der beiden Traditionsvereine gehört natürlich dazu. Die Frankfurter fielen zudem angesichts ungeahnten Erfindergeists auf. Einer von ihnen förderte unter Lobliedern seiner Mitstreiter und zum Erstaunen der Harthausener eine große Blechbüchse hervor. Unverkennbar: ein Eintracht-Fanartikel mit entsprechendem Emblem und spritzigem Inhalt: Äppelwoi. Doch der Clou: Das hessische Nationalgetränk wies trotz großer Hitze und schon längerer Bahnreise genau die richtige Trinktemperatur und sogar Eiswürfel auf. Des Rätsels Lösung: Der geistreiche Hesse hatte sie erst tiefgekühlt, dann dick in Zeitungspapier verpackt. Während unsere Tabakdörfler auf Bekanntenbesuch und Kultur machen, macht die Eintracht auf’m Platz ernst, schießt Tor um Tor bis zum 4:1 gegen den VfB. Und als unsere feucht-fröhlichen Fans noch siegestrunken im Stadion ihre Helden hochleben lassen, sitzen die Harthausener schon im Zug zurück, diesmal im Intercity Express ICE. Doch den erfahrenen Schlachtenbummlern vom Main wird auch im Triumphzug nach Hause das passende Getränk den Siegesdurst gelöscht haben. (mer) Unbenommen des fahrerischen Könnens der um Weltcup-Punkte kämpfenden internationalen Radsport-Elite: Das 22. Meeting des RV Dudenhofen in der Badewanne blieb auch deswegen frei von Unfällen, weil das Sportgerätematerial besser ist als früher, als beispielsweise Schläuche platzten. Erleichtert registrierte das auch Bahnarzt Dr. Helmut Ofer. Er musste während seines jeweils mehrstündigen Einsatzes an beiden Renntagen nicht eingreifen, jedenfalls nicht wegen eines Rennsturzes. Dass der Mediziner dennoch gefordert wurde, lag an einem Unfall der besonderen Art. Der unterlief ausgerechnet der Teamsprint-Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Weltrekordlerin Miriam Welte. Sie schnitt sich während ihres Frühstücks am zweiten Renntag in den Finger. „Nix Schlimmes“, erkannte der Doktor und bepflasterte die Polizeikommissarin umgehend. Unwesentlich behindert, führte Miriam Welte den Kampf um die ersten für Olympia 2016 wichtigen Punkte in Sprint und Keirin weiter. Interessant in diesem Zusammenhang: Von allen olympischen Sportarten verlangen nur der Rad- und der Boxsport die Anwesenheit eines Arztes, die Faustkämpfer sogar eine intensive Untersuchung vor ihrem Einsatz. Helmut Ofer, der für beide Sportarten eine Schwäche zeigt: „Das sollte bei allen Sportvariationen mit intensiver Ausdauererfordernis genau so sein, in der Leichtathletik mit ihren temporeichen Mittel- und Langstreckenläufen zum Beispiel“. Ofer kommt den Einsätzen in Rad- und Boxsport während seiner Freizeit „selbstverständlich ehrenamtlich nach. Mir macht Sport Spaß, und deswegen sollen die ohnehin finanziell belasteten Vereine nicht auch noch für den Doc zahlen müssen“. (wk)

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