Speyer freistoss:

Unsere Reise über die Fußballplätze der Region führt uns mal wieder zum FV Dudenhofen. Noch immer erinnert ein Auto mit Deutschland-Fähnchen in der Speyerer Straße an den Weltmeisterschaftstriumph von Brasilien. Auch in der Domstadt gibt es sie noch, die Überreste des Fußball-WM-Schmucks, hier die unverwüstlichen Deutschland- und Brasilien-Fähnchen im Vorgarten der Bebelstraße im Westen, dort das verzierte Fahrrad, der Seitenspiegel-Überzug im Zentrum. Aber wir bleiben im Spargeldorf. Ob Freitag oder wie heute im Pokal der Mittwoch und sogar schon der Montag, längst hat der FV den Abend für seine Partien entdeckt. Der Cupwettbewerb macht es ohnehin erforderlich, unter die Woche auszuweichen. Freitags erhoffen sich auch Vereine wie TuS Mechtersheim oder FC Speyer mehr Zuschauer und höheren Umsatz, auch wenn der 1. FC Kaiserslautern spielt oder Champions League im Fernsehgerät läuft. Selbst wenn auch ein Nachbarclub aufläuft, die Konkurrenz ist nicht so groß wie sonntags, und die Zuschauer bringen nach einem harten Arbeitstag mehr Hunger und Durst mit als nach dem Genuss des Sonntagsbratens. So verzeichnen auch die Dudenhofener im Derby die größte Kulisse seit langem mit etwa 300 Zuschauern. Gegner Jahn Zeiskam reist mit starkem Anhang an. Und da der Mittwoch meist kein Trainingstag in den unteren Klassen ist, gucken auch Kicker anderer Mannschaften vorbei: der Ex-Dudenhofener Sven Fischer (FV Berghausen) oder der Speyerer Gregor Flörchinger (SV Rülzheim). Der kleine Parkplatz am Vereinsheim ist längst voll. Die Iggelheimer Straße füllt sich, und auch gegenüber bei der Feuerwehr sind die besten Plätze in der ersten Reihe weg. Die Musik ist wie immer laut und genau organisiert. Beim Warmmachen läuft das, was die Spieler hören wollen. Doch kaum kehren sie zu abschließenden Vorbereitungen in die Kabine zurück, kommt die große Zeit von Gerd Fischer, dem Sportlichen Leiter der Dudenhofener. „Jetzt kommt meine Musik“, sagt er, grinst und lässt die deutschen Schlager los. In der Halbzeit bekräftigt er strahlend: „Die Zuschauer wollen meine Musik.“ Irgendwie wirkt der Platz an diesem Abend etwas länger. Ein Fachmann meint, das liegt daran, dass hinter dem Tor vor der Fankurve zurzeit große Sandflecken die Rasenfläche unterbrechen – eine optische Täuschung also. Ein paar Meter weiter wölbt ein großer Baum mit seinen Wurzeln immer mehr das Feld um das Eckballfähnchen auf. Auch die FV-Verteidiger sind an diesem Abend Männer wie Bäume, stehen wie die deutsche Eiche und lassen keinen Gegentreffer zu. Die Fußballvereine der Region legen bislang eine gute Saison hin. Das trifft insbesondere auf die höherklassigen Mannschaften zu. Was hatten die selbst ernannten Experten schon zum Ende der vergangenen Runde Oberligist TuS Mechtersheim vorausgesagt oder noch schlimmer, vielleicht sogar gewünscht, selbst aus den eigenen Reihen? „Die Mannschaft fällt auseinander“, „Das wird eine schwere Saison“, „Manfred Schmitt überlebt die Saison als Trainer nicht“, von all dem war die Rede. Und nun, nach den ersten Partien? Der Puffer zu den Abstiegsplätzen betrug schon beachtliche sieben Zähler. Gegen Arminia Ludwigshafen glückte der erste Sieg überhaupt. Pavlos Osipidis und Georg Ester erweisen sich als Top-Neuzugänge. Kevin Sigl knüpft an beste Tage an, Jens Rehhäußer, nicht schlechter als die Abgänger Jan-Michael Drese oder Eric Biedenbach. Doch Coach Schmitt trauert immer noch den einzigen drei Punkten nach, die Abstiegskandidat SG Betzdorf ausgerechnet beim TuS holte. Er weiß, dass Mannschaften in der Tabelle unten stehen, die viel mehr drauf haben, dass Abgänge von oben wie SVN Zweibrücken, FK Pirmasens, TuS Koblenz, Eintracht Trier die Abstiegssituation verschärfen könnten, dass er vielleicht wieder 40 Punkte zum Klassenverbleib braucht, dass sich jede kleine Ergebniskrise sofort rächt. Auch Verbandsligist FV Dudenhofen spielt gut, ist als einzige Mannschaft ungeschlagen und das nach dem Verlust von Leistungsträgern vergangener Tage auf verschiedenen Positionen seit 2013, trotz verletzter Stützen wie Torjäger Firas Zein, Ex-Kapitän Kevin Fischer oder dem früheren Oberligakicker Andreas Lange. Doch die Verantwortlichen um Trainer Christian Schultz und den nimmermüden Sportlichen Leiter Gerd Fischer, antworteten, holten den fleißigen Rami Zein, Goalgetter Julian Scharfenberger. Ob der zum Stammspieler aufgestiegene Wladislaw Kirch, Dennis Becht oder die Himmighöfers Dominic und Florian, Dudenhofen verfügt vor allem über Wechselmöglichkeiten. Und dann Landesligist FC Speyer: Gibt es ihn tatsächlich, den Gimmy-Faktor? Schafft es Coach Ralf Gimmy, der langjährige Mechtersheimer Erfolgstrainer, den Speyerer Fußball nach dem Niedergang bis in die Bezirksliga wieder auf Verbandsebene zurückzuführen? Dabei würgten schon die Unken nach dem gewiss nicht überragenden Start ihre berüchtigten Rufe hervor. Ob die Quaker da einen A-Lizenz-Inhaber Gimmy vielleicht mit einem Zauberer von Mechtersheim verwechselt haben, dem nicht die finanziell beste Ausstattung der Liga und auch nicht die klangvollsten Namen derselbigen zur Verfügung stehen? Auf Platz zwei ist Gimmys Elf schon mal angekommen.

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