Speyer freistoss:

„Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“ Das hat Loriot erkannt und so vor vielen Jahren mit seherischer Gabe erklärt, wie sich angeblich zwei Drittel aller Deutschen nach sechs Wochen Fußball-Weltmeisterschaft 2014 fühlen, nämlich, dass ein weiteres Fernseh-Leben zwar möglich, aber eben sinnlos ist. Das führt hin zu einer Betrachtung über den Sportjournalismus als solchen. Der genießt ebenso bedauerlicher- wie unverständliche Weise nicht den Stellenwert, der ihm eigentlich gebührt. Dabei verweist er auf bekannte Vorbilder. Der Schweizer Radioreporter, Zeitungskolumnist und Buchautor Sepp Renggli listete sie auf. Demnach startete ein gewisser Ronald Reagan seine einigermaßen aufsehenerregende Schauspieler- und Politikerlaubahn als Sportreporter. Ernest Hemingway und Jack London berichteten über Boxkämpfe. Johann Wolfgang von Goethe entdeckte, dass der lächelnde See zum Bade ladet und schrieb über darin befindliche schwimmende Damen („Aus dem bewegten Wasser rauscht ein feuchtes Weib empor“). Friedrich von Schiller ging mit der Schilderung von Wilhelm Tells Darbietungen in Sachen Schieß- und Rudersport ebenfalls großartig in die Literaturgeschichte ein. Sogar Winston Churchill trug auf gewisse Weise zum Sportjournalismus bei. Als er die Frage nach dem Ausgang des Zweiten Weltkriegs gestellt bekam, gab der englische Premierminister die unvergessliche Antwort: „Ich glaube, wir sind fürs Finale qualifiziert, und es wird wahrscheinlich auf unserem Terrain stattfinden.“ Im Übrigen bedienen sich Sportjournalisten nicht einer von Philosophen und Literaten, Politikern, Lehrern sowie Chefs im allgemeinen gern benutzten List, indem sie durch tiefes Schweigen hohes Wissen vortäuschen. (wk) Mit dem nahen Start der Fußballsai-son geht unsere Reise über die Plätze der Region weiter – zum Vorbereitungsturnier nach Mechtersheim. Holger Lorfing, Stellvertretender Vorsitzender des gastgebenden TuS, sitzt an der Kasse. Willy Lehr, langjähriger Spielleiter des FV Dudenhofen, reiht sich unter die Zuschauer. Aus den Lautsprechern dröhnt Summer of 69, Ärzte, STS. Ein FK-Pirmasens-Aufkleber erinnert an jüngste Erfolge der Traditionskicker in Römerberg, das Barbarossa-Fanclub-Banner an die Liebe zum FCK. Obwohl Dudenhofen gegen VfR Mannheim spielt, die Vertreter des FC Speyer gucken zu, laufen sich warm. Der Ausrichter bedankt sich brav beim Premium-Partner. Speyers Gegner Pfeddersheim kommt in Rot-Schwarz. Der große Pokal thront vor dem TuS-Treff. Die Speyerer sind weg, die Pfeddersheimer auch. Jemand ersetzt Lorfing im Kassenhäuschen. Die Mannheimer laufen neben dem Rasen aus, Dudenhofen auf dem gut daliegenden Nebenplatz. Die Speyerer Fans kommen, die Nowickis, die De Vicos. Richard Bechtel ist auch schon wieder da – mit Neuigkeiten über den VfR und die badische Fußballwelt. Die Spieler kennen sich: Die De Vicos aus Speyer sammelten Erfahrung in Mechtersheim und Dudenhofen. Die FV-ler Rami Zein und Kevin Schall waren mal beim TuS, Mannems Milot Berisha auch, Speyers Trainer Ralf Gimmy sowieso. Tradition zählt. Der TuS ist 100 Jahre alt. Die Badener feierten vor 65 Jahren die deutsche Meisterschaft. Ein weiterer Turniertag, nach dem großen Regen. Der Lautsprecher: „An Tagen wie diesen“, „The Final Countdown“. Lorfing ist wieder im Kassenhäuschen und verteilt den neuen Spielplan. Mario Muzzo, Ex-Coach des FC Speyer II, begrüßt ihn. FC-Edelfan Pösl plaudert mit Dudenhofens Sportlichem Leiter Fischer. Jungs kicken auf eine Torwand, Warmmachen auf dem Nebenplatz. Der Klee blüht. Lorfing liest die Mannschaftsaufstellung vor. Die Ex-TuS-Kicker Werner Zimmel und Thomas Lehmann übernehmen den Wirtschaftsdienst. Lehr ist auch wieder da. Nur der große Cup ist verschwunden. Die Offiziellen telefonieren: Fischer, Klaus Weber von Speyers Spielleitung, Betreuerin Gaby Kayser. Bechtel fehlt. Und noch’n Turniertag: Nach den Schauern geht’s auf den Nebenplatz. Wieder bittet die Jugend um eine Spende, zielt auf die Torwand. Die Lautsprecher bleiben still. Lehr ist da, Pino De Vico auch. (mer)

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