Speyer Fleißaufgabe noch bis zum Jahresende

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Rund 16.000 Kisten mit Scherben, Knochen oder Perlenketten aus der Altsteinzeit bis zur frühen Neuzeit, dazu große Gefäße und Steine: Sie alle kamen von der Landesarchäologie in die alte Speyerer Baumwollspinnerei (wir berichteten). Dort, im Depot des Historischen Museums, werden alle archäologischen Funde aus der Pfalz zusammengeführt und digital erfasst. In wenigen Wochen endet das Projekt „Fundübernahme“, aber längst nicht die Arbeit.

Bis Jahresende verrichten die Archäologen David Hissnauer und Bettina Hünerfauth eine Fleißarbeit, erfassen die Bestände und ordnen sie in die vorhandenen Strukturen ein. „Hier haben wir ein archäologisches Gesamtdepot für die Pfalz“, umreißt Hissnauer die Bedeutung. Wissenschaftler, Studenten oder Heimatforscher haben nun eine zentrale Anlaufstelle für Funde, die bis zum Jahr 2010 ans Tageslicht kamen. Alle ab 2011 werden laut dem Leiter der Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Speyer, Ulrich Himmelmann, wieder im Depot der Landesarchäologie eingelagert. Als 1956 das Landesamt für Denkmalpflege gegründet wurde, konzentrierte sich das Museum auf Ausstellungen, die Denkmalpflege auf die Grabungen. Bis dahin waren archäologische Funde ins Museumsdepot gekommen – und dort geblieben. Alles, was seit 1956 aus dem Boden befördert wurde, wanderte fortan ins Depot der Landesarchäologie. Himmelmann erklärt, warum das Projekt Fundübernahme angestoßen wurde: „Obwohl sich die Aufteilung grundsätzlich bewährte und beide Institute auf allen Ebenen gut zusammenarbeiteten, entstanden parallele Strukturen, die sich als unpraktisch und unwirtschaftlich erwiesen.“ Nicht zuletzt platzten die Räume in der Kleinen Pfaffengasse aus den Nähten, berichten Hissnauer und Hünerfauth. Der Umzug war die erste Projektaufgabe. Nach fünf großen Aktionen standen sie in der alten Baumwollspinnerei: die Paletten voller Kisten und voller Arbeit. „Jede Kiste kam auf den Tisch“, bestätigen die beiden. Fundort, Fundjahr, Inhaltsangaben und laufende Nummern gaben sie in den Computer ein. Jede Kiste bekam einen Barcode mit Informationen zum Standort. Der kann jetzt schnell gefunden, und Entleihungen können schnell gebucht werden. Dann wurde die Kiste eingeordnet. 7000 laufende Regalmeter sind weitgehend gefüllt. Dank der digitalen Erfassung wird nun ersichtlich, welche und wie viele Funde aus einer Grabung stammen. Das verriet die Datenbankabfrage der Landesarchäologie bislang nämlich nur in groben Zügen. Die Suche nach Funden ist nach Worten der beiden Wissenschaftler weitaus aufwendiger gewesen. In den Beständen kann nun vor Ort wie in einem Bibliothekskatalog gesucht werden. Das Projekt „Fundübernahme“ könne und solle nicht die wissenschaftliche Arbeit und Auswertung der Funde ersetzen, betonen Hünerfauth und Hissnauer. Zwar seien alle 16.000 Kisten der Landesarchäologie digitalisiert, dazu rund 2000 aus den alten Beständen, die Arbeit aber sei längst noch nicht zu Ende.

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