Speyer „Es wird spannender“

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Mit zwei Europa- und zehn deutschen Titeln im Gewichtheber-Zweikampf, zwei Olympia- und sechs Weltmeisterschafts-Teilnahmen ist Jürgen Spieß (31) vom AV 03 Speyer einer der erfolgreichsten deutschen Gewichtheber im Halbschwer- und Schwergewicht. Der in Heidelberg geborene Bundeswehr-Hauptfeldwebel der Sportfördergruppe Bruchsal ist Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und seiner Bundesliga-Auswahl. Er war zweimal Gewichtheber des Jahres. Am 20. März verteidigt er mit Speyer den Titel in Chemnitz. Wolfgang Kauer hat sich mit ihm unterhalten.

Wie beurteilen Sie die Chance, den Chemnitzer AC auswärts zu besiegen?

Diesmal wird es deutlich spannender. 2011 und 2015 waren wir im Finale haushoher Favorit. 2016 sind wir mit Chemnitz auf Augenhöhe, da wir den Ausfall des verletzten Alexej Prochorow kompensieren müssen. Der Endkampf ist sechs Tage vor Ihrem 32. Geburtstag. Sie heben seit ihrem elften Lebensjahr. Wie lange können Sie im europäischen oder deutschen Spitzenfeld noch mithalten? Dieses Jahr sind die Olympischen Spiele das große Ziel für mich. Wie es danach auf internationalem Niveau weitergeht, kann ich jetzt noch nicht 100-prozentig sagen. Im Moment liegt der Fokus auf den anstehenden Aufgaben. Über alles andere mache ich mir im Spätjahr Gedanken. Noch ist Ihr Olympiastart nicht sicher, weil Sie die Norm von 384 Kilogramm für einen der vier deutschen Quotenplätze nicht erreicht haben. Bei der Weltmeisterschaft hab’ ich die Norm um drei Kilo verpasst. Es wäre einfacher, wenn ich mein Olympiaticket schon in der Tasche hätte. Aber dazu habe ich einfach zu wenig gehoben. Außer meinem Vereinskameraden Almir Velagic hat noch kein Deutscher einen Startplatz sicher. Somit sind noch drei Plätze offen. Die nächste Qualifikationsmöglichkeit ist die Europameisterschaft im norwegischen Forde vom 11. bis 17. April. Darauf trainiere ich hin. Belastet Sie das psychisch? Nein, ich bin es als Leistungssportler seit über 20 Jahren gewohnt, in Stress- und Extremsituationen zu funktionieren. 2008 und 2012 habe ich mich beim letztmöglichen Wettkampf für Olympia qualifiziert. Ich weiß also, auf was es ankommt, wenn es heißt alles oder nichts. Vielleicht bin ich psychisch sogar im Vorteil, da ich das alles schon mitgemacht habe. Die Jüngeren sind dafür physisch im Vorteil. Läuft es nach der Europameisterschaft auf einen Showdown, einen letzten Olympia-Testwettkampf, am 2. Juli in Heidelberg hinaus? Schon möglich, wenn nach der EM noch Quotenplätze frei sind. Ich hoffe allerdings, dass ich in Norwegen mein Ticket löse und mich langfristig auf mein drittes Olympia vorbereiten kann. Speyer ist nach Forst und Sankt Ilgen Ihr dritter Bundesliga-Verein. Wo sehen Sie Ihre sportliche Zukunft? Unabhängig davon, wie es in der Nationalmannschaft für mich weitergehen wird, habe ich vor, noch ein paar Jahre in der Bundesliga zu heben und das natürlich für Speyer. Ich bin mit dem Verein und seinem Umfeld sehr glücklich und sicher, dass ich meine Karriere irgendwann in Speyer beenden kann. Gibt es privat etwas Neues in Ihrem Privatleben? Es hat schon eine große Veränderung gegeben. Am 26. Januar bin ich zum ersten Mal Vater geworden. Der kleine Ben kümmert sich jetzt darum, dass ich auch außerhalb von Training und Wettkampf immer schön Action habe.

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