Speyer Erst Haus verloren, dann Tod in Auschwitz

Schwerdstraße 15: Am Donnerstag werden vor dem früheren Wohnhaus der Familie Haber Stolpersteine verlegt.
Schwerdstraße 15: Am Donnerstag werden vor dem früheren Wohnhaus der Familie Haber Stolpersteine verlegt.

Am Donnerstag werden zum vierten Mal Stolpersteine in Speyer verlegt. Sie sollen Andenken an zwölf Bürger aus sechs Familien sein, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Die Speyerer Stolperstein-Initiative hat die Biografien der Opfer recherchiert. Die RHEINPFALZ druckt ihre Texte in dieser Serie ab. Heute: das Schicksal der Familie Haber.

Der gebürtige Speyerer Ludwig Haber (1875-1942) übernimmt 1904 im Alter von 29 Jahren die Gerberei und Häute-, Fell- und Darmhandlung in der Mühlturmstraße 2b von seinem Vater, dem Großkaufmann Aron Haber (1837-1906). Dieser hatte 1890 „in Gemeinschaft mit Schäfte-Fabrikant Roos von hier die Süß’sche Gerberei an der Mühlturmstraße“ erworben – ein alteingesessener Betrieb am damals noch offenen Speyerbach.

Ludwig Haber ist seit 1931 mit der 13 Jahre jüngeren Anna, geborene Kahn, verwitwete Haas, verheiratet. Für beide ist es die zweite Ehe: Ludwig Habers erste Frau Tilly Cahn (1884-1930) war die Mutter der einzigen Tochter, Irma (geboren 1905). Sie wohnen in der heutigen Schwerdstraße 15 (damals: Landauer Straße).

Tochter zieht weg

Anfang des Jahres 1934 will Philipp Rosenberg, Ludwig Habers Schwiegersohn (geboren 1898), bis 31. Dezember 1933 Mitinhaber der Firma Aron Haber, einen eigenen Betrieb in der Wormser Straße 39 gründen, es kommt aber vermutlich nicht mehr dazu, wegen zahlreicher Einsprüche von Nachbarn, der NSDAP und so weiter. Nach einem Umzug nach Mannheim 1934 lässt das Ehepaar Rosenberg sich ein Jahr später scheiden.

Hans Leopold Rosenberg (geboren 1926), der einzige Sohn der beiden, gehört zu den 28 saarpfälzischen Kindern von La Guette, die über Frankreich nach England gerettet werden konnten. Er emigriert nach (dem späteren) Israel. Seine Mutter ist später in London in zweiter Ehe verheiratet, sein Vater Philipp Rosenberg heiratet 1939 in Leipzig ein zweites Mal und kann gleichfalls nach London flüchten. Walter Haas (geboren 1911), Sohn Anna Habers aus erster Ehe, flüchtet nach Buenos Aires in Argentinien.

Emigration scheitert

Nach dem Novemberpogrom 1938 ersucht das Ehepaar Haber vergeblich um eine Emigrationsmöglichkeit aus Speyer nach Haguenau, Frankreich. 1939 müssen sie auch ihr Wohnhaus verkaufen. Beide werden am 22. Oktober nach Gurs deportiert. Ludwig wird am 3. Juli 1942 nach dem Lager Rivesaltes verschleppt, am 4. September von dort zum Sammellager Drancy, von wo eine Woche später der Transport nach Auschwitz erfolgt.

Ludwigs Frau Anna kommt mit Transport vom 20. März 1941 in Frankreich von Gurs nach Récébédou, am 11. Juli 1942 nach Rivesaltes und von dort mit dem gleichen Transport wie ihr Ehemann nach Auschwitz. Beide werden dort ermordet. Die gesamte Einrichtung ihres Wohnhauses war am 7. Februar 1941 öffentlich in Speyer versteigert worden.

TerminDie Stolperstein-Verlegung beginnt am Donnerstag, 4. November, um 11.45 Uhr vor dem Haus Maximilianstraße 89. Danach geht es weiter vor die Maximilianstraße 30, 27 und 25 sowie in die Schwerdstraße 15 und 22. Vorab gibt es einen städtischen Empfang. Die Stolpersteine gehen auf Künstler Gunter Demnig zurück, der an dem Termin nicht teilnehmen kann.

Termin

Die Stolperstein-Verlegung beginnt am Donnerstag, 4. November, um 11.45 Uhr vor dem Haus Maximilianstraße 89. Danach geht es weiter vor die Maximilianstraße 30, 27 und 25 sowie in die Schwerdstraße 15 und 22. Vorab gibt es einen städtischen Empfang. Die Stolpersteine gehen auf Künstler Gunter Demnig zurück, der an dem Termin nicht teilnehmen kann.

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