Speyer Ein Hoch auf die ältesten Sängerinnen

Rita Mönig und Gertrud Serr singen seit 65 Jahren im Kirchenchor. Heute Abend werden die beiden 79-jährigen Frauen aus Hanhofen geehrt. Kathrin Schnurrer hat sich mit den beiden Jubilarinnen am Dienstagnachmittag im Gasthaus Serr in Hanhofen zum Interview getroffen, auch die Kirchenchor-Vorsitzenden Doris Bettag und Kurt Forler sind gekommen. Im Ofen in der gemütlichen Gaststube brennt das Feuer, es gibt Kaffee und Kuchen – und es wird viel gelacht.

HANHOFEN. Sie sind seit 1949 im katholischen Kirchenchor von Hanhofen. Warum sind Sie damals in den Chor gegangen? Rita Mönig: Ich habe von daheim aus nicht fortgedurft. Und ich wollte abends auch mal fort. Deswegen bin ich in den Kirchenchor. Ist es schwierig, sich 65 Jahre lang jeden Montagabend aufzuraffen und zur Singstunde zu gehen? Rita Mönig: Ich habe noch nicht eine Singstunde aus Bequemlichkeit verpasst, da bin ich persönlich stolz drauf. Wenn ich irgendwas angefangen habe, mache ich das richtig oder gar nicht. Frau Serr, wie kamen Sie zum Kirchenchor? Gertrud Serr: Ich komme aus Harthausen und war damals in der Gruppenstunde und in der Jugend. Wir haben eine Schwester gehabt in der Schule, die immer gesungen hat. Die Schwester hat zu uns Mädchen gesagt: Ihr zwei kommt heute Abend in die Singstunde. So war das halt. 1960 habe ich geheiratet und bin nach Hanhofen gekommen. Seitdem singe ich hier im Kirchenchor. Singen Sie auch zu Hause? Gertrud Serr: Nicht mehr so viel. Früher habe ich viel gesungen, beim Betten machen oder beim Aufräumen. Als ich aus Harthausen weggezogen bin, hat die Nachbarin gesagt: „Wer singt denn jetzt sonntags?“ Hier drin in der Gaststube ist viel gesungen worden. Was singen Sie am liebsten? Gertrud Serr: Ich weiß bloß, was ich nicht gerne singe. Was denn? Gertrud Serr: Seht, uns führt zusammen Christi Liebe. Und welches sind Ihre liebsten Lieder? Rita Mönig: Ich singe am liebsten das Ave Verum. Gertrud Serr: Ich habe die Canzone-Messe gerne gesungen, die haben wir 1979 gelernt, als die Orgel geweiht wurde. Rita Mönig: Wir haben bei Raimund Mattern die Missa brevis von Haydn gelernt. Die habe ich mir für den Gottesdienst zu unserer diamantenen Hochzeit gewünscht, die im März war. Ich werde den Gottesdienst mein Leben nicht vergessen, so schön war das. Ihr habt so schön gesungen, es war wirklich klasse. Kann man sagen, Sie singen zur Ehre Gottes? Beide Frauen: Auf jeden Fall. Was verbinden Sie mit den vergangenen 65 Jahren im Chor, was waren die schönsten Erlebnisse? Rita Mönig: Ich bin immer gerne singen gegangen. Vom Blatt singen hat mir Spaß gemacht. Ich habe als Jugendliche Klavier gelernt, deswegen konnte ich vom Blatt singen. Gertrud Serr: Der Ausflug nach Antwerpen war schön, das war 1981. Da war in ganz Antwerpen auf verschiedenen Plätzen Musik und wir haben gesungen. Wir waren einer der Chöre, der am weitesten angereist war, und haben eine Prämie bekommen. Wie finden Sie eigentlich das neue Gesangbuch der katholischen Kirche? Rita Mönig: Das hätten wir nicht gebraucht. Würden Sie jungen Frauen empfehlen, in den Chor zu gehen? Beide Frauen: Ja, auf jeden Fall.

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