Speyer Ein Aushängeschild

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SPEYER. Wie nur wenige deutsche Sportvereine bemüht sich der AV 03 Speyer gleich in drei Sportarten um Integration und in der Nachwuchsarbeit. Das rheinland-pfälzische Ministerium für Inneres, Sport und Infrastruktur hat ihn dafür ebenso ausgezeichnet wie der Deutsche Olympische Sportbund mit dem Grünen Band. Am stärksten engagiert sich beim Athletenverein die Ringerabteilung.

„Jetzt seid mal alle ruhig“, ruft Achim Friedrich. Nicht, dass ihm die etwa 30 Kinder aufs Wort gehorchen würden. Doch der Trainer und auch Abteilungsleiter Bernd Fahrnbach nehmen es gelassen. Ihnen ist das laute Gewusel auf und um die Ringermatte in der Friedel-Hinderberger-Halle des Athletenheims nur recht. Zeugen doch die vielen Kinder, vorwiegend im Grundschulalter, vom Erfolg ihres Bemühens. Arbeitsgemeinschaften mit der Speyerer Salierschule und der Grundschule Mechtersheim haben einen beim AV 03 Speyer nie erlebten Ringerboom ausgelöst. Jeweils zweistündige Übungsstunden in den zwei Lehranstalten sorgen in der „Trainingszentrale“ des Athletenvereins für Zulauf – und dort meistens für Hochbetrieb. Dabei liege das Verhältnis von Kindern mit Migrationshintergrund und anderen Schülern „bei 50:50“, sagt Fahrnbach. Auch zwei Mädchen seien darunter. Demnächst sollen auch Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und aus Afrika in das Ringerprogramm des AV 03 einbezogen werden. Fahrnbach: „Wir legen in der Sporthalle der Kurpfalz-Kaserne eine Matte aus und halten uns für Trainingseinheiten bereit.“ Einige der Ringer-Kinder des Athletenvereins sind bereits zu Stützen der Verbandsliga-Mannschaft des Vereins geworden. Auch dank der ständigen Wettkampferfahrung von Schülermannschaften des AV, die sich seit einigen Jahren in den entsprechenden nordbadischen Nachwuchsrunden wacker schlagen. Eine Kostprobe davon gibt es beispielsweise morgen ab 19.30 im Heimkampf gegen Östringen. Junge Leute aus Migrantenfamilien trainieren auch in der von Hans Diehl geführten Boxabteilung des Vereins mit Trainer Robert Sotnikow. Einige, wie die Gebrüder Barmani, sind dabei, sich im Südwesten Deutschlands einen guten Ruf in ihrer Sportart zu verschaffen. Vorbilder bei den Profis haben sie – aktuelle und frühere Stars wie Felix Sturm, Arthur Abraham und Luan Krasniqi haben einen Migrationshintergrund. Weil die Gewichtheber-Abteilung des Vereins auf den Hochleistungssport fokussiert ist, hält sich der Migrantenanteil bei den AV-Gewichthebern in Grenzen. Dafür können sie aber mit einem geradezu spektakulären Beispiel für eine gelungene Integration aufwarten: Mit dem zweimaligen Olympiateilnehmer Almir Velagic. Er kam als Kind mit seinen Eltern und seinen Geschwistern aus Bosnien zunächst nach Kaufbeuren und fand als Sportler über Forst und Obrigheim den Weg nach Speyer. Inzwischen ist er bekanntlich Nationalathlet und stärkster Deutscher an der Hantel.

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