Speyer Dreiecke, Farbe und jede Menge Pinguine

Es ist Sommer, und einige Mannheimer Galerien sind noch nicht in den Ferien. Peter Zimmermann zeigt den mongolischen Maler Otgo, bei Grandel sorgt Robert Matthes für reichlich visuellen Lärm, die schönste Begegnung aber gibt es in Blanka Heineckes Experimentalstudio „Cube“, wo Ben Muthofer zeigt, dass ein Bildhauer auch sehr viel mit Malerei zu tun hat.

Ben Muthofer hat 1990 in der Mannheimer Kunsthalle ausgestellt, dann sah man hier wenig von ihm. Von Krankheit war zu hören, die die Arbeit als Bildhauer unmöglich machte. Hindernisse können manchmal beflügeln. Also bestellte sich Muthofer (in China, wo solche Spezialanfertigungen noch bezahlbar sind) auf kleine dreieckige Keilrahmen aufgespannte Leinwände, die er mit kontrastierenden Farbfeldern bemalte und als Solisten oder variable Gruppen in die Welt schickte. Das Mannheimer Arrangement überließ er seiner Galeristin, die in zweitägiger Arbeit aus unterschiedlich großen Dreieckselementen eine individuelle Lesart erarbeitete. Wie Streusel schweben diese immer zu spitzwinkligen Ergebnissen führenden „shaped canvasses“ auf den Wänden, mal scheint ihre Farbigkeit geordnet, mal sieht es aus, als wären sie lässig auf dem Fußboden zusammengekehrt. Es ist aber ein hohes Spiel, in dem alles zu allem passt, Fläche in Raum umschlägt und Raum in Fläche: Raffiniertes Permutationstheater, das seinen auf die 80 zugehenden Urheber ehrt. Wenn Otgonbayar Ershuu (abgekürzt Otgo) ausstellt, reist sogar der Botschafter zur Eröffnung an. Der seit 2005 in Berlin lebende Mongole ist angesagt, auch weil es nicht viele international beachtete Künstler in seinem Land gibt. Es ist die zweite Ausstellung des 34-jährigen bei Peter Zimmermann. Der Erfolg gibt dem Galeristen Recht: Otgos paradiesisch unbeschwerte Wimmelbilder bestehen aus flächendeckend applizierten rhythmischen Bewegungsmustern, in denen die bildteppichartig eingewebten Motive ein delikates Spiel von vorne und hinten spielen. Meist geht es um erotische Lustbarkeiten, gern mit Hasen. Dass in diesem Jahr in der Abteilung Tierwelt die als gesellig bekannten Pinguine auf der Bildfläche drängen, bringt Abwechslung ins motivische Repertoire eines Künstlers, der nicht nur gescheit, sondern auch ein guter Vermarkter ist. Es ist eine Malerei, die von alten mongolischen Traditionen der Miniaturen zehrt, aber sehr um den zeitgenössischen Kontext weiß; das macht sie interessant. Die Galerie Grandel ist immer für Überraschungen gut. Diesmal hat Reinhold Weinmann mit Robert Matthes einen Berserker der Malerei in seine Ladengalerie geladen. Matthes gilt mit 33 nach heutigen Kriterien als junger Künstler. Entsprechend sind die Erfahrungen des in Stuttgart lebenden und bei Joachim Hämmerle, Paul-Uwe Dreyer und Reto Boller ausgebildeten Thüringers, der alle Register möglicher Maltechniken zieht und auf dessen Bildern die tollsten Mesalliancen stattfinden. Heißt, dass Matthes sich in seinen von unterschiedlichen Erzählsträngen überbordenden Bildergeschichten um eindeutige Lesarten nicht schert. S eine durch Texte mit Aufforderungscharakter angereicherte Malerei ist ein Mixtum compositum aus fotorealistischen, gewischten, gesprühten und collagierten Partien. Graffiti- und Comic-Elemente mischen sich mit Zeichen und Symbolen aus der virtuellen Welt im anregenden Drunter und Drüber. Termine —Cube 4x4x4 in Mannheim, Augartenstraße 68; bis 18. Juli, Donnerstag und Freitag, 16 bis 18 Uhr, sowie Samstag, 12 bis 16 Uhr —Galerie Peter Zimmermann in Mannheim, Leibnizstraße 20; bis 25. Juli, Dienstag bis Freitag, 12.30 bis 18 Uhr, sowie Samstag, 11 bis 14 Uhr —Galerie Grandel in Mannheim, S4,23; bis 25. Juli, Dienstag bis Freitag, 14 bis 19 Uhr, sowie Samstag, 10 bis 16 Uhr

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