Speyer Die Knef lässt grüßen

Das Speyerer Kinder- und Jugendtheater bietet Programm für junge Zuschauer. Viele der Schauspieler, Regisseure und Akteure sind dem Publikum nach 25 Jahren ein Begriff. In dieser Serie stellt die RHEINPFALZ neue Ensemblemitglieder vor, die an Produktionen der aktuellen Spielzeit auf oder hinter der Bühne beteiligt sind. Diesmal: die Regisseurin Esther Steinbrecher.

„Ich brauch’ Tapetenwechsel“: Das hat die Schauspielerin und Sängerin Hildegard Knef 1970 einer Birke angedichtet. Esther Steinbrecher, geboren und aufgewachsen im Odenwald, hat 2002 ebenso empfunden und sich auf den Weg nach Berlin gemacht. Die Hauptstadt sei zum Lebensmittelpunkt geworden, sagt die Regisseurin. Da es sich in Berlin gut leben, aber weniger gut arbeiten lasse, sei der Koffer stets gepackt. Derzeit steht er in Speyer. Im Kinder- und Jugendtheater inszeniert die 42-Jährige „Die Müllmaus“, ein Einpersonen-Stück, das Kindern von der Überwindung der Angst erzählt. Premiere ist am 22. Februar im Alten Stadtsaal. Die Grundlage für ihre Regiearbeit habe sie an der Universität Gießen gelegt, berichtet Steinbrecher vom Studium, das sie 1998 als diplomierte Theaterwissenschaftlerin abgeschlossen hat. „Das ist eigentlich kein Beruf, aber eine tolle Orientierungsmöglichkeit“, erklärt sie. Ursprünglich habe sie sich der Schauspielerei verschrieben, aber bald festgestellt, dass „andere das besser können als ich“. Mit einer Bühnen-Soap sei sie in die Regiearbeit gestartet, erinnert sich Steinbrecher an erste Projekte. Das nötige Geld habe sie mit Regie-Assistenzen an unterschiedlichen Bühnen verdient. Erst in der Oberstufe sei ihr Wunsch gereift, die Bretter zu erobern, die seitdem ihre Welt bedeuteten, erinnert sie sich an die Zeit davor, als Fußball, Volleyball, Kino und Party wichtig waren. „Meine Eltern haben meine Berufspläne von Anfang an klaglos mitgetragen und unterstützt“, sagt sie dankbar, „sie sind bei jeder Premiere dabei“. Lange habe Heimweh eine große Rolle gespielt, erzählt die Wahlberlinerin von viel Sehnsucht nach dem Odenwald. Inzwischen überwiege das Fernweh, das sie an immer neuen Arbeitsplätzen auslebe. „Für eine eigene Familie ist in meinem Leben kein Platz“, ist Steinbrecher überzeugt. Die logistischen Meisterleistungen von Kollegen mit Kindern bewundere sie uneingeschränkt, sagt sie. Sie sei „glückliche Tante von zwei zauberhaften Nichten“, besuche während ihres Speyer-Aufenthalts regelmäßig Eltern und Freunde im Odenwald und wisse ihre Zimmerpflanzen im Berliner Zuhause von einem Freund gut versorgt, zählt Steinbrecher eigene Bindungen auf. „Mehr geht nicht.“ Hohe Ziele hat sich die Regisseurin nicht gesteckt: Es gehe ihr nicht um Preise oder Ruhm, sagt sie. „Ich möchte mich und das Publikum nie langweilen und möglichst nahe an Kollegen wie Christoph Marthaler und Herbert Fritsch herankommen.“ Ihre Vorliebe für eine gelungene Mischung aus Drama und Komödie will Esther Steinbrecher auch künftig auf die Bühne bringen.

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