Speyer Der Stromableser war einmal

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Wir sind digital: Stromzähler zum Jahresende ablesen? Das muss nicht mehr sein. Mit den neuen intelligenten Stromzählern der Stadtwerke Speyer (SWS), mit dem englischen Fachbegriff „Smart Meter“ genannt, hat im Speyerer Vogelgesang digitale Technik Einzug gehalten. Das SWS-Pilotprojekt hat im Sommer 2014 begonnen.

Hier dreht sich kein Rädchen mehr, wenn Strom fließt. Stattdessen zeigt ein Display den stetig schwankenden aktuellen Verbrauch an. Und auch der Zählerstand insgesamt kann abgelesen werden. Hier, im Keller des Anwesens Im Vogelgesang 10, hat mit den neuen digitalen Stromzählern der Stadtwerke Speyer (SWS) in diesem Jahr moderne Computertechnik Einzug gehalten. „Wir sind immer auf der Suche nach Sachen, die uns das Leben leichter machen können“, sagt Helmut Golz. Dem Vorschlag der SWS, an dem Pilotprojekt teilzunehmen, habe die Hausgemeinschaft von daher offen gegenübergestanden. Der 61-jährige Golz ist Hausmeister in dem 24-Personen-Haus und seinen eigenen Worten zufolge seit 25 Jahren SWS-Kunde. Mehr Transparenz und die Hoffnung, mittelfristig bei der Stromrechnung bares Geld sparen zu können, seien die Argumente der Hausbewohner für die Teilnahme gewesen. Man sei durch die neue Technik weniger auf den Hausmeister angewiesen, findet Smart-Meter-Kunde Björn Haacke, der in der Windthorststraße 11 in einer größeren Wohnanlage lebt, die ebenfalls teilnimmt. Dieses Jahr seien die neuen intelligenten Stromzähler im Keller installiert worden, blickt Golz zurück. Es habe kleinere Startschwierigkeiten gegeben, aber keine Stromausfälle. Über das Internetportal der Stadtwerke, das SWS-Web, können sich die Kunden ihren Stromverbrauch grafisch auf dem Computerbildschirm darstellen lassen. Deutlich werde sichtbar, wie der Verbrauch schwanke, wie er bei ihm vor allem an den Wochenenden nach oben schnelle, so Golz. Die SWS seien gerade auch mit Hilfe einer Kundenbefragung dabei, künftig maßgeschneiderte Tarife für die Smart-Meter-Kunden anbieten zu können, erklärt Sebastian Körner, bei den SWS für Verträge und Tarife zuständig. Dazu sei die Möglichkeit einer individuellen Energieberatung vorgesehen. Wichtig sei, keine Pauschallösungen vorzugeben, sondern in den „aktiven Dialog mit dem Kunden zu gehen“, so Körner. Laut seinem Kollegen Stefan Nitsche (aus dem IT-Bereich) ist bei den SWS eine fünfköpfige Gruppe mit je einem Vertreter aus den verschiedenen Zuständigkeitsbereichen für das Pilotprojekt zuständig. Die Datensicherheit sei für die Hausgemeinschaft ein großes Thema gewesen, erklärt Golz. Die Daten der Kunden würden durch die SWS-eigenen Niederspannungskabel geschickt, die in der Speyerer Erde liegen und die für die neue Technik wie Computerkabel genutzt würden, erklärt Adalbert Kreiser (zuständig für Zähler und Kommunikation) dazu. Durch die Nutzung der eigenen Infrastruktur seien die Daten sehr sicher. Eine absolute Sicherheit vor Hackern gebe jedoch nicht. Rein technisch funktioniert die Datenübertragung laut Kreiser so: Die im Haus gemessenen Verbräuche werden von den einzelnen Zählern zu einem „Gateway“, einer Daten-Schnittstelle, geleitet, die ebenfalls im Keller installiert ist. Von dort fließen die Daten durch den Speyerer Erdboden zur Trafostation, wo ein „Datenkonzentrator“ sie über einen DSL-Anschluss an die Datenzentrale in Aachen weiterleitet. Von dort gelangen sie zu den SWS und werden ins Web-Portal eingestellt. In Deutschland gebe es „noch nicht viele solcher Pilotprojekte“, erklären die SWS-Mitarbeiter. Speyer sei ganz vorne mit dabei bei der Digitalisierung im Energiebereich. Stichwort: Pilotprojekt Vogelgesang Rund 20 Häuser im Speyerer Wohngebiet Im Vogelgesang gehören zu dem Smart-Meter-Pilotprojekt der Stadtwerke Speyer (SWS).  Das Pilotprojekt sei bewusst in einem Bestandsgebiet mit älterer Infrastruktur angesiedelt worden, erklärt SWS-Mitarbeiter Stefan Nitsche. „In Neubaugebieten geht das alles einfacher.“ Hintergrund des Versuchs sei eine Änderung der gesetzlichen Grundlagen: Bis zum Jahr 2017 sollen Verbraucher von jährlich mehr als 20.000 Kilowattstunden (kWh) auf digitale Technik umgestellt werden, bis 2019 Kunden mit einem Verbrauch von über 10.000 kWh, bis 2021 Kunden mit mehr als 6000. Zum Vergleich: Ein Privathaushalt verbraucht laut SWS durchschnittlich rund 3000 bis 4000 Kilowattstunden.   Rund 170 Smart Meter seien für das Pilotprojekt bestellt worden, 125 seien  schon eingebaut. Ein Zähler kostet 70 Euro, hinzu kämen einmalige Kosten von 250 Euro pro zehn installierten Zählern. (ast)

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