Speyer Der Rocker und die Geistesgeschichte

Die Speyererin Brigitte Schön hat ein Buch über den Sänger der britischen Heavy-Metal-Gruppe Iron Maiden veröffentlicht. Erschienen ist „Bruce Dickinson Insights – An Interpretation Of His Solo Albums“ bisher nur in englischer Sprache.

Dickinson ist ein Multitalent im wahrsten Wortsinn. In seiner Jugend war er Nummer sieben unter Großbritanniens besten Fechtern, er fliegt Großraumjets von der 737 bis zum Jumbo und singt seit 1981 im Hauptberuf bei Iron Maiden. Weil das aber offenbar nicht abendfüllend war, baute er sich in den 90er Jahren eine musikalische Solokarriere auf. In diesen Soloalben konnte er sich textlich richtig ausleben. Es würde verwundern, wenn da nicht auch eine Menge intellektueller Substanz drinsteckte. So dachte sich die Speyerer Sprachlehrerin Brigitte Schön nach eigenen Angaben, als sie vor vier Jahren quasi zufällig auf Dickinsons Soloscheiben – speziell „A Chemical Wedding“, angelehnt an die Schriften des deutschen Theologen Johann Valentin Andreae – aufmerksam wurde, weil sie für einen Bekannten die Texte übersetzen sollte. Da standen auf einmal Personen und Begriffe wie Alchemie, der Okkultist Aleister Crowley oder der britische Maler und Dichter William Blake und dessen Werke im Raum, die Dickinson Inspiration für seine vielschichtigen Texte lieferten. Für Schön, die sich gerne auch nur aus Spaß mit Texten und Bedeutungsebenen beschäftigt, bot das ein weites Feld. Als die langjährige Iron-Maiden-Anhängerin sich vor etwa drei Jahren zu Flugsimulatorstunden in London mit dem Musiker in London traf, nahm die Arbeit an dem Projekt Fahrt auf. Zum Problem für die Autorin entwickelte sich das unflexible Urheberschutzrecht, deshalb verzichtete sie auf den Abdruck der kompletten Liedtexte. Nur im Rahmen der Interpretation unverzichtbare Belegstellen zitierte sie. Ebenso aufwendig gestaltete sich die Suche nach freiem Bildmaterial, da weder das Management von Iron Maiden noch das von Bruce Dickinson das Projekt aktiv unterstützte. Dennoch schmücken einige seltene und interessante Fotos aus Dickinsons Leben die Seiten. Illustrationen von William Blake und Texte von Shakespeare waren dagegen kein Problem, da sie keinen Einschränkungen unterliegen. So bietet das Buch nicht nur einen Einblick in die Gedankenwelt eines Rockmusikers, sondern auch Zugang zu britischer Kunst- und Literaturgeschichte. Das war Brigitte Schöns eigentliches Ziel, wie sie unterstreicht: ein Buch, das zu Diskussionen und eigenen Gedanken anrege, das man aus privatem Interesse als Fan von Iron Maiden oder Dickinson lesen könne, das aber auch für ein Studium zeitgenössischer englischer Lyrik an der Universität tauge. „Zunächst wird es nur eine englische Ausgabe geben, da ich aus praktischen Gründen alles in der Originalsprache der Texte abgefasst habe“, erzählt die Autorin. Eine deutsche Fassung sei aber parallel dazu entstanden und solle in etwa einem Jahr verfügbar sein. Für die internationale Veröffentlichung liegen laut Schön jedenfalls schon eine Menge an Vorbestellungen auf dem Tisch. Vor allem in Südamerika, wo Dickinsons Soloalben sehr erfolgreich waren, sei das Buch auf sehr positives Echo gestoßen. Ein Traum wäre eine Hörbuchfassung, gesprochen von Dickinsons Vorbild, dem Sänger Arthur Brown, sagt die Speyererin. „Und wenn es läuft, kommt vielleicht auch ein Buch über die Texte von Iron Maiden dazu“, merkt sie mit einem Augenzwinkern an. Lesezeichen Brigitte Schön: „Bruce Dickinson Insights – An Interpretation Of His Solo Albums“, weitere Informationen unter der Internet-Adresse www.troubador.co.uk/book_info.asp?bookid=3528

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