Speyer Der Doppel-Alien

Zu Gast in „Harte Hausen“: Jacques alias Detlev Schönauer.
Zu Gast in »Harte Hausen«: Jacques alias Detlev Schönauer.

Detlev Schönauer alias Jacques, der knautschgesichtige Bistrowirt aus dem Saarland, kam nach „Harte Hausen“ in den Tabakschuppen und fragte natürlich zuerst, ob man da rauchen dürfe. Bei Schönauers Programm ist ein guter Teil Lokalkolorit dabei. Als französelnder, eingefangener Saarländer kann man so in der Pfalz das Publikum gleich auf Temperatur bringen.

Auch im Best-of-Programm am neuen Spielort, wird erst ein wenig mit dem Publikum geblödelt, bevor Schönauer das Tempo anzieht. Daraus entwickelt sich schnell eine Art dialekthafte Dialektik, denn sein Bühnen-Alter Ego Jacques kann als gebürtiger Franzose ganz leicht die Außenperspektive einnehmen und die deutschen Eigenheiten und die Fußangeln der Grammatik von fern bestaunen. Als Saarländer in der Pfalz wird er damit quasi zum „Doppel-Alien“. In den vielen kleinen regionalen Marotten findet sich das Publikum schnell wieder, sei es im saarländischen „och, pff“, das sowohl „ja“, als auch „nein“ und „Ich weiß es nicht genau“ bedeuten kann. In Harthausen sagt man zwar „jou“ statt „unn“ zur Begrüßung, aber in seiner semantischen Dichte steht das den südwestlichen Schwenkerfreunden in nichts nach. Neben seinen zahlreichen Fernsehauftritten hat Schönauer auch eine beachtliche Anzahl an Bühnenprogrammen im Repertoire, da bietet es sich direkt an, ein „Best of“ zusammenzustellen mit den beliebtesten Pointen und Geschichten. Dadurch rückt natürlich das aktuelle Geschehen ein wenig mehr in den Hintergrund, als beispielsweise bei „Doppelhirn“, dem neuen Programm, aber wen stört es, denn Scherze über die pfälzisch-saarländische Hassliebe werden wohl nie alt. Der Heimat- und Kulturverein Harthausen hat mit Schönauer zum Jubiläum seines 25-jährigen Bestehens einen bekannteren Namen verpflichtet und dementsprechend proppenvoll war die toll hergerichtete alte Tabakscheune. So nah kommt Jacques selten seinem Publikum, doch Schönauer genoss die Möglichkeit sichtlich, das Publikum immer mal wieder mit einzubeziehen. Und die „Harthäuser“ genossen das Programm. „Wie denkt der sich des bloß alles aus?“, war mehrmals zu hören, während sich das Publikum die Lachtränen aus den Augen wischte. Der ehemalige Kirchenmusiker und studierte Physiker verfügt darüber hinaus über ein Händchen für scharfzüngige Lieder mit eingängigen Melodien, die er zum Ende der beiden Programmblöcke in die Scherzkaskade einbaut. Ob Marcel Reich-Ranicki oder altbayrischer Volksschullehrer, Schönauers Talente als Imitator und Schauspieler mit tausend Dialekten begeisterte „Harte Hausen“.

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