speyer Boeing feiert Jubiläum: Maßarbeit für den Publikumsliebling

Vor 20 Jahren auf dem Weg zum Technik-Museum: Tausende säumen die Straßen.
Vor 20 Jahren auf dem Weg zum Technik-Museum: Tausende säumen die Straßen.

Für das Technik-Museum war es ein „Meilenstein in der Geschichte“, für Speyer eine wesentliche Veränderung der Stadtsilhouette: In dieser Woche ist es 20 Jahre her, dass die Boeing 747-230 in die Domstadt gekommen ist. Der Transport war ein publikumsträchtiges Ereignis mit etlichen Hindernissen.

Genau 20 Jahre ist es her, dass in Speyer tausende Schaulustige unter anderem entlang der Heinkelstraße sehnsüchtig auf die Ankunft eines Flugzeugs gewartet haben. Dieses kam nicht durch die Luft, sondern zu Lande und zu Wasser. Denn am 24. März 2002 wurde die ausrangierte Boeing 747-230 vom Flugplatz Baden-Baden/Karlsruhe nach Speyer transportiert, um dem Technik-Museum künftig als Ausstellungsstück zu dienen. Es ist die Hauptattraktion, die über die Hallen hinausragt.

Der Transport war eine Aktion, die es in der Form bisher nie gegeben hatte, denn bis dahin war noch nie ein Jumbo-Jet zerlegt und danach wieder zusammengebaut worden. Nach monatelangen Planungen flog die Boeing 747 ein letztes Mal zum badischen Flughafen, wo sie in ihre Einzelteile zerlegt wurde, um transportfähig zu sein. Der 70 Meter lange und 60 Tonnen schwere Rumpf sowie Flügel und Ruder gelangten auf dem Rhein in die Domstadt. Eine „logistische Meisterleistung“, berichtete die RHEINPFALZ damals.

Martin Brandes
Speyer

Experte der Lufthansa mit besonderem Speyer-Bezug

Ankunft am Altrhein

Die Tragflächen, Höhen- und Seitenleitwerke brachte ein Schubboot bereits am 23. März von der Nato-Rampe in Söllingen an den Berghäuser Altrhein. Dort wurde das Höhenleitwerk per Kran vom Schiff auf einen mit Gegengewichten ausgestatteten Tieflader gehoben. Das Abladen der Seitenleitwerke und Tragflächen war nicht weniger aufwendig: Sie saßen bei der Ankunft bereits auf Tiefladern und mussten von der Anlegestelle zum Museum gefahren werden. Zum Abladen musste Wasser in das Schubboot gepumpt werden sowie eine Rampe am Ufer gebaut werden, um den Winkel möglichst flach zu halten.

Schließlich wurden die Tragflächen durch den Wald zur Industriestraße manövriert, da einige Straßenstücke zu eng für die Flugzeugteile waren. Die Firma „Eve Truckway“ baute nur zu diesem Zweck eine Behelfsstraße, damit die Tieflader nicht in den Boden sanken.

Der Rumpf der Boeing 747 wurde tags darauf um 7.30 Uhr morgens in Söllingen auf seine letzte Reise geschickt. Allerdings hatte über Nacht Hochwasser den Rhein zuvor auf einen höheren Pegelstand gebracht, als ursprünglich eingeplant war. Der Jumbo passte nur knapp unter den Brücken Maxau und Germersheim hindurch. „Eine sehr knappe Angelegenheit. Doch es klappte. Wenn auch nur gerade so“, erinnert sich der Präsident des Technik-Museums, Hermann Layher, stolz zurück.

„Besser als gedacht“

Nach der Ankunft im Speyerer Naturhafen kam es beim Umladen auf den Spezialtransporter zu Verzögerungen. Stundenlang mussten die Interessierten auf das Eintreffen der Boeing warten. Irgendwann war es geschafft. „Es lief sogar besser als gedacht. Wir hatten mit wesentlich mehr Problemen gerechnet“, so der damalige Geschäftsführer Michael Walter gegenüber der RHEINPFALZ. Fast 100 Leute waren an dem Transport beteiligt. Die „verrückte Aktion“, wie es Walter nannte, war alles andere als billig: Auch wenn der Flieger für einen symbolischen Euro gekauft wurde, kamen 200.000 Euro für den Transport und an Nebenkosten weitere 30.000 Euro hinzu.

Seit dem Sommer 2002 können Besucher den riesigen Jumbo-Jet auch von innen begutachten, denn im Juni 2002 hat das Technik-Museum-Team die Boeing zusammengebaut und sie an ihrem endgültigen Platz in rund 20 Meter Höhe platziert. Sogar der Frachtraum und ein Flügel können bestiegen werden.

Ziel auf dem Schild: Transport auf dem Rhein.
Ziel auf dem Schild: Transport auf dem Rhein.
Hafen am Auwald: das Abladen.
Hafen am Auwald: das Abladen.
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